Verschwundene Metalle im Wert von 169 Millionen Euro, drei Tote bei einem Gasunfall: Der Kupferhersteller Aurubis stolpert von einem Skandal in den nächsten (DER AKTIONÄR berichtete). Nachdem das Unternehmen bereits am Montagnachmittag bestätigt hatte, dass fast der gesamte Vorstand ausgetauscht werden könnte, folgte heute die Entscheidung.
Der Aufsichtsrat der Aurubis AG hat beschlossen die Verträge des Vorstandsvorsitzenden Roland Harings, des Finanzvorstands Rainer Verhoeven und des Produktionsvorstands Heiko Arnold vorzeitig zu beenden. Nur Inge Hofkens, welche bisher im Bereich Multimetal Recycling tätig war, wird ihre Vorstandsaufgaben fortsetzen und zusätzlich die Gesamtverantwortung im Bereich Commercial übernehmen. Ab dem 1. März 2024 bis zunächst zum 30. September 2024 wird zudem Prof. Dr. Markus Kramer in den Vorstand eintreten und dort wesentliche Aufgaben von Heiko Arnold übernehmen sowie als Chief Transformation Officer für den Bereich Personal und als Arbeitsdirektor zuständig sein.
Analyst Christian Obst von der Baader Bank hatte bereits am Dienstagmorgen darauf hingewiesen, dass sich die Frage stelle, wer die Projekte von Aurubis leiten soll und was sich beim Konzern ändern werde. Angesichts der Historie der Managementwechsel sieht der Experte die jüngsten Entwicklungen als Last auf den Aktien. Damit dürfte er auf den Vorgänger von Harings anspielen, Jürgen Schachler. Dieser war 2019 kurz vor dem ohnehin geplanten Weggang freigestellt worden. Zudem hatte Aurubis damals ein großes Investitionsprojekt wegen ausufernder Kosten abgeblasen.
Mit der Umstrukturierung des Vorstands zeigt Aurubis Entschlossenheit, die Fehler der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch es bleiben viele Fragezeichen und noch immer ist etwa das Problem der Diebstähle nicht endgültig geklärt. Die Risiken für Anleger bleiben, es gibt an der Börse attraktivere Alternativen als Aurubis.