Apple hat am Donnerstag nicht nur angekündigt, die Gebühren im „News Partner Programm“ zu halbieren, sondern will auch Entwicklern die Möglichkeit geben, direkt Kunden anzuwerben. Damit reagiert der Tech-Riese auf das Verfahren mit Epic Games, den Streit mit Spotify und die Beschwerden anderer App-Entwickler über die hohen Gebühren sowie strengen Regeln im App Store.
Wer bei dem am Donnerstag angekündigten „News Partner Programm“ mitmacht und alle seine Inhalte auch für Apple News liefert, kann sich künftig im App Store über niedrigere Gebühren freuen. Denn die Standard-Rate von 30 Prozent, die Apple von den Umsätzen bei In-App-Käufen einbehält, wird auf 15 Prozent gekürzt.
Das weitaus größere Eingeständnis des iPhone-Konzerns ist jedoch, dass Apple künftig E-Mails von App-Entwicklern an deren Kunden zulässt, damit sie auf alternative Kaufmöglichkeiten außerhalb des App Stores hinweisen können. Zuvor hatte Apple dies in seinen App-Store-Regeln strikt untersagt.
Vorausgegangen war eine Sammelklage von Entwicklern, die Apple zu Recht beschuldigten, den eigenen Vertriebskanal innerhalb des iOS monopolisiert zu haben. Die Kläger hoffen nun, dass sie in der Lage sind, Apples 30 Prozent Gebühr zu umschiffen und damit womöglich sogar Preissenkungen erzielen können.
Der App Store ist ein attraktives Geschäft für Apple. Im Juni hatte der Tech-Riese verraten, dass allein 2020 rund 643 Milliarden Dollar an Umsatz innerhalb des Marktplatzes erzielt wurden – 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Zwar erhält Apple nicht von allen diesen Verkäufen einen Anteil von 30 Prozent: Kleinere Entwickler, die unter eine Million erlösen, müssen beispielsweise nur 15 Prozent abgeben.
Für die Aktionäre von Apple sind insbesondere die E-Mail-Möglichkeiten keine guten Nachrichten. DER AKTIONÄR erwartet jedoch durch die Zugeständnisse kaum Einbußen für das Services-Segment. Denn der Umgang der Nutzer mit den Angeboten von Big-Tech hat in der Vergangenheit stets gezeigt, dass der bequeme, direkte Weg in der Regel bevorzugt wird. Zudem entgeht Apple mit seinem Einlenken wohl auch einem Kartellverfahren in Europa, da der EU-Kommission das Vertriebsmonopol im iOS ebenfalls ein Dorn im Auge ist.
Daher gilt: Bei Apple-Aktien die Gewinne laufen lassen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.