Die EU-Wettbewerbsbehörden stehen kurz davor, ihre einjährige Untersuchung zur Browser-Auswahl auf iPhones des US-Technologiegiganten Apple abzuschließen. Dies berichtet Reuters am heutigen Dienstag unter Berufung auf informierte Kreise. Die Entscheidung folgt auf Anpassungen, die Apple vorgenommen hat, um den Anforderungen des wegweisenden Digital Markets Act (DMA) gerecht zu werden.
Die Untersuchung der Europäischen Kommission begann bereits im März des vergangenen Jahres. Dabei stand die Gestaltung des Browser-Auswahlbildschirms auf Apples iPhones im Mittelpunkt der Kritik. Die Behörde befürchtete, dass das Design die Nutzer daran hindern könnte, zu einem konkurrierenden Browser oder einer alternativen Suchmaschine zu wechseln. Ziel war es, den Wettbewerb auf digitalen Märkten zu fördern und große Technologieunternehmen wie Apple dazu zu zwingen, ihren Nutzern mehr Freiheiten einzuräumen
Apple hatte bereits im Vorfeld Änderungen angekündigt, um den Vorgaben der EU gerecht zu werden. Unter anderem wurde in der EU-Version von iOS ein neuer Auswahlbildschirm eingeführt, der es Nutzern erleichtert, alternative Browser wie Google Chrome oder Mozilla Firefox auszuwählen. Dennoch blieb unklar, ob diese Maßnahmen aus Sicht der Kommission ausreichend sind, um die Wettbewerbsbedenken vollständig auszuräumen.
Laut dem Reuters-Bericht wird die EU-Wettbewerbsaufsicht ihre Entscheidung voraussichtlich Anfang nächster Woche veröffentlichen. Branchenexperten erwarten, dass die Behörde entweder die bisherigen Anpassungen Apples akzeptiert oder zusätzliche Auflagen verhängt, um den Wettbewerb weiter zu stärken. Ein Sprecher von Apple wollte sich gegenüber Reuters nicht zu den laufenden Untersuchungen äußern, verwies jedoch auf die Bemühungen des Unternehmens, den Anforderungen zu entsprechen.
Die Entscheidung könnte weitreichende Auswirkungen auf den Browser-Markt haben. Apples Safari hält aktuell einen dominanten Anteil unter iPhone-Nutzern, doch Konkurrenten wie Google oder kleinere Anbieter wie Opera könnten von einer Öffnung des Ökosystems profitieren. Gleichzeitig steht Apple nicht zum ersten Mal im Fokus der EU-Wettbewerbshüter. Erst kürzlich wurde das Unternehmen wegen seiner Praktiken im App Store und bei Apple Pay mit milliardenschweren Strafen belegt.
Die Apple-Aktie konnte sich in den letzten Tagen wieder etwas von dem starken Abverkauf zu Beginn des Monats erholen. Sollte die EU die Untersuchung in der kommenden Woche tatsächlich einstellen, dürfte dies auch der Apple-Aktie gut tun. Anleger bleiben daher an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.