Die Aussagen von Lumentum haben nicht nur Apple eine Menge an Wert gekostet. Der gesamte Tech-Sektor kam aufgrund der Aussagen von CEO und CFO von Apple-Zulieferer Lumentum unter Druck. Diese waren brisant genug, um fast 200 Milliarden Dollar an Börsenwert bei Hightech-Aktien auszuradieren.
Nachdem gestern Lumentum seine Q2-Prognose senkte, meldeten sich zahlreiche Analysten zu Wort und kappten ihre Prognosen für Apples iPhone-Absätze. Ausschlaggebend dafür war eine Konversation auf der UBS Global Technology Conference in San Francisco. Am Montag hielten Lumentum-CEO Alan Lowe und dessen CFO Chris Coldren ihre Analystenpräsentation, nachdem die Prognose für das Weihnachtsquartal gesenkt wurde.
Solche Prognosesenkungen können viele Gründe haben. Höherer Preisdruck von Kunden zum Beispiel. In Fall von Lumentum war das allerdings anders, wie mittlerweile bekannt ist. Grund für die Revision ist die Endkundennachfrage, die allen Anschein nach auch Apple erwartet. Die entscheidende Information dazu kam aus der Q&A-Session im Anschluss an die Konferenz.
Hier die entscheidenden Minuten aus der Konversation aus der Q&A-Session:
(Quelle: Bloomberg)
Question: You took down numbers for the December quarter by $70 million, which implies 20 million phone units, can you talk a little bit about what drove that.
Answer: We had given guidance in our earnings call a couple of weeks ago, and we were confident in [the] numbers that we gave per guidance at that point in time based on orders. And in fact at the time we had been expedited to ship more sooner, whereas a few days ago we got some notification from a lead customer that they needed less parts. And so we wanted to get that news out as soon as we possibly could, and being here at the conference was sort of the catalyst to get it out this morning.
Question: Are we sure this is not a change in competitive situation, no change in ASPs, this is really driven by end demand?
Answer: I don’t know what the end demand is, they don’t tell us that. But I believe we have maintained our share, and I am not concerned about share shift. This is not a relationship that we have with them that they would do something like that. I believe that our partnership we have with our lead customer, and in fact for all of our customers, is one of a lot of trust and I do trust them. So I don’t think there’s been a share shift.
Question: Is there a way to parse that 70 million downtick between there being inventory in the supply chain versus maybe a downtick in end demand?
Answer: I think the two are sort of related, obviously, that if there was a downtick in end demand then if we were all operating off of higher production rates, that would be creating additional inventory. So, again, and Alan highlighted, our customer doesn’t share with us their situation and their plans. But certainly it feels like either inventory in the channel, or due to overproduction in the early time frame of this product cycle or slightly softer than expected end-market demand. But, you’d better ask them.
Die hier präsentierten Informationen waren die Basis für einige Prognose-Kappungen in den zurückliegenden Stunden. Sei es von Analysten im Hinblick auf die Verkaufszahlen für das iPhone oder von Apple-Zulieferern wie zuletzt Qorvo, der ebenfall seinen Ausblick senkte.
Eine ähnliche Situation gab es bereits 2015/2016 bei Apple und den jeweiligen Zulieferern bei der Umstellung auf das iPhone 6S und 6S Plus. Einige Presseberichte zeugen noch davon:
Apple: Warum das iPhone zum Fluch werden könnte (Welt.de 27.04.2016)
Gebt Apple eine Dose Mitleid! Miese iPhone-Verkäufe und ein trauriger Ausblick (Chip.de 27.04.16)
Die Liste könnte man beliebig erweitern. Als diese Berichte erschienen, hatte Apple bereits einen Großteil der Korrektur hinter sich. Sie fielen mit den damaligen Tiefs zusammen.
Grundsätzlich hat sich Apple in den Korrekturphasen besser geschlagen als die Zulieferer, wie folgdender Chart deutlich macht.
Das wird auch jetzt der Fall sein. Alleine schon weil Apple im Gegensatz zu den Zulieferern einen Plan B in der Tasche hat. Während die Zulieferer auf die iPhone-Stückzahlen angewiesen sind, wird Apple davon zunehmend unabhängiger. Es ist unbestreitbar, dass die Umsätze noch iPhone-abhängig sind, allerdings konnte Apple rückläufige Absätze bisher durch höhere Preise abfedern. Zukünftig sollen die treuen Apple-Kunden dank der Services (iCloud, Apple Music, iTunes et cetera) mehr Geld beim Konzern aus Cupertino lassen. Der Vorteil: Diese Umsätze haben höhere Margen als die Hardware. Damit könnte Apple selbst bei moderat sinkenden Umsätzen mehr Gewinn erzielen. Eine installierte Basis von 1,3 Milliarden Geräten bietet dafür die besten Voraussetzungen.
Die Stimmung ist mies, die Lage nicht
Die Apple-Aktie kann in den nächsten Wochen durchaus weiter unter Druck bleiben. Es ist sogar denkbar, dass es die Aktie noch einmal um 160 Euro geben könnte. Das wäre noch einmal eine Kaufchance – die Aktie hat bereits jetzt ein cashbereinigtes KGV von 12 bis 13. Selbst wenn Apple den Gewinn um 10 bis 15 Prozent kappen würde, wäre die Cashmaschine nicht zu teuer.
Hinweis auf möglichen Interessenskonflikt: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Apple.