elten waren die Abgesänge auf Apple so groß wie in den letzten Wochen. Gekappte Prognosen, keine iPhone-Verkaufszahlen mehr und massiver Konkurrenzdruck in Wachstumsmärkten – sind die fetten Jahre vorbei? Mitnichten, meint der aktionär. Apple sitzt auf einem Liquiditätspolster von 237,1 Milliarden Dollar per Ende September 2018. Und CEO Tim Cook wird sich mit Sicherheit etwas einfallen lassen, um die Attraktivität der Apple-Produkte und die Serviceumsätze zu steigern. Im Fokus dürfte dabei auch das Thema Daten stehen. Gerade im Gesundheitsmarkt steht die digitale Welle erst noch bevor.
Der E-Health-Markt soll laut Grand View Research 2022 auf 308 Milliarden Dollar anwachsen. Zum Vergleich: 2014 spülte der Sektor lediglich gut 85 Milliarden Dollar in die Kassen der Unternehmen. Kein Wunder, dass das Interesse an sensiblen Health-Daten spürbar an Dynamik gewinnt. Der Kult-Konzern hat mit dem iPhone und der Apple Watch die perfekten Produkte, um den Gesundheitszustand von Millionen Menschen zu analysieren. Gut möglich, dass Tim Cook mittelfristig nach potenziellen Übernahmezielen oder spannenden Kooperationspartnern Ausschau hält.
BioTelemetry: Must-have!
Zu den Kooperationspartnern von Apple gehört bereits BioTelemetry. Das Unternehmen bietet unter anderem mobile Herzüberwachungsdienste an. Der Clou: BioTelemetry setzt auf ein 24-Stunden-Monitoring, bei dem die Zentren ungewöhnliche Ereignisse wie Herzrhythmusstörungen direkt an die Ärzte weiterleiten. Ein Vorteil der Technologie: Es lassen sich bis zu 30 Tage lang Elektrokardiogramm-Daten speichern. Apple setzt bereits auf das Know-how des Monitoring-Spezialisten. BioTelemetry unterstützte die Apple Heart Study, die unregelmäßigen Herzrhythmus identifizieren sollte. Die Idee dahinter: ein Zusammenspiel von iPhone, Apple Watch und dem ePatch-Monitor von BioTelemetry. Die Ergebnisse bilden unter anderem die Basis für die EKG-Funktion, die in die letzte Generation der Apple Watch integriert wurde.
BioTelemetry fasst bereits den nächsten Megamarkt ins Auge: Diabetes. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden rund 422 Millionen Menschen an der Zuckerkrankheit, die Zahl soll sich in den kommenden 20 Jahren mehr als verdoppeln. Mithilfe eines drahtlosen Blutzuckermessers will BioTelemetry, die sich unter anderem die Schweizer Firma LifeWatch einverleibte, das Leben der Diabetiker erleichtern. Spannend: BioTelemetry erlöst mit der Diabetes-Technologie gerade einmal ein Prozent des Konzernumsatzes. Es schlummert also noch viel Potenzial in der Diabetes-Pipeline, die sich Apple durchaus unter den Nagel reißen könnte.
DexCom: Zucker-Bombe
Apropos Diabetes: In Sachen Glukose-Monitoring glänzt ein weiteres Unternehmen mit unfassbaren Technologiesprüngen. Die Rede ist von DexCom. Per App lassen sich bereits auf dem iPhone und der Apple Watch Daten von Diabetikern anzeigen. Doch nicht nur Apple kommt als Aufkäufer der DexCom infrage – auch die Google-Mutter Alphabet dringt in den lukrativen Markt vor. Im November schloss der Diabetes-Spezialist eine Kooperation mit dem Healthcare-Ableger Verily. Ziel ist es, das kleinste Glukose-Monitoring-System der Welt mit signifikanter Kostenreduktion und Bluetooth-Verbindung zu entwickeln. DexCom stellt einen Verkaufsstart bereits für Ende 2020 in Aussicht.
Dass das Geschäft brummt, untermauern die vorläufigen Zahlen zum vierten Quartal 2018. DexCom steigerte die Erlöse um satte 50 Prozent auf 331 Millionen Dollar. Der Diabetes-Spezialist bringt mittlerweile gut 13 Milliarden Dollar auf die Börsenwaage. Definitiv kein Schnäppchen. Doch in diesem Megamarkt führt kein Weg an dem Unternehmen vorbei. Egal ob Apple oder Alphabet – wer die wertvollen Daten von zig Millionen Diabetikern haben will, muss tief in die Tasche greifen. Aber auch ohne Übernahme oder Megakooperation ist DexCom für die digitale Zukunft bestens gerüstet.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus einer Apple-Übernahmestory aus Ausgabe 05/2019, welche für Sie hier bequem als e-Paper zur Verfügung steht.
Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Apple.