Seitdem US-Notenbankchef Jerome Powell Mitte der Woche wieder ein anziehendes Zinserhöhungstempo in Aussicht gestellt hatte, hat die Zinsangst wieder spürbar zugenommen. Doch damit nicht genug: Der gestrige Kursabsturz bei den Aktien von SVB Financial führt den Anlegern vor Augen, welche Gefahren wie Kreditausfälle mit den jüngst gestiegenen Zinsen einhergehen können. Folge: Bankaktien verlieren auf breiter Front.
Hintergrund: Die Aktien des auf kleine und mittlere Tech- und Biotech-Unternehmen spezialisierten Finanzierers SVB Financial haben gestern 60 Prozent an Wert verloren, nachbörslich steht ein Minus von weiteren rund 22 Prozent zu Buche. Grund dafür sind gleich zwei negative News, die Anleger zum Ausstieg veranlasst haben: Zum einen haben die Amerikaner einen Milliardenverlust für das erste Qurtal 2023 avisiert, zum anderen will man das Kapital um mindestens zwei Milliarden Dollar erhöhen.
Das Problem, das dahinter steht: Kleine und mittelgroßen Banken wie SVB haben in ihre Bilanzen eine Vielzahl an niedrig verzinsten Anleihen stehen, die nun allerdings aufgrund der restriktiven Zinspolitik der Fed buchtechnisch ins Minus rauschen. Und im Notfall können sie dann nur mit erheblichen Verlusten verkauft werden. Und wenn dann noch Kunden mit ihre abziehen, wird es richtig bitter. Genau das ist bei der SVB passiert: Die US-Bank musste nämlich in den vergangenen Tagen Wertpapiere in Höhe von rund 20 Milliarden mit erheblichem Minus veräußern, weil Kunden Gelder (Einlagen) abzogen haben.
Die Angst vor einem Flächenbrand im Bankensektor nimmt zu. Wie groß die Ansteckungsgefahren unter Banken sind, haben frühere Krisen eindrucksvoll gezeigt. Die Flucht aus den US-Finanztiteln setzt sich heute auch in Europa fort. Aber: Große Institute wie die US-Banken JP Morgan, Goldman Sachs, Citi und Co oder auch die deutschen Großbanken, Deutsche Bank und Commerzbank, sind viel breiter aufgestellt und können mit ihren jeweils großen Kreditbüchern tendenziell von steigenden Zinsen profitieren – sofern es nicht zu einer schweren Rezession kommt. Anleger bewahren daher vorerst Ruhe.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank
Aktien der Commerzbank befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.