Der statistisch mieseste Monat beginnt. Im September war die Bilanz in den vergangenen Jahren sehr oft negativ. Doch die Hoffnungen auf Kurssteigerungen erscheinen diesmal größer als die Ängste vor einem Kursrutsch. Der DAX war am Freitag aus seiner Seitwärtsrange nach oben ausgebrochen - ein charttechnisch positives Signal. Im Wochenverlauf kommen neue, kursbeeinflussende News.
Auch in der neuen Woche richten sich die Blicke der Anleger auf die Dauerbrenner Handelskonflikt, Italien, Brexit und Rezessionsängste. Nachdem die Aussichten auf eine neue italienische Regierung und ermutigende Signale aus China und den USA in der abgelaufenen Woche für eine Erholung am deutschen Aktienmarkt gesorgt hatten, glauben nicht wenige Experten an eine kurzfristige Fortsetzung.
Dabei müssen die hiesigen Börsen zum Wochenstart allerdings auf Schützenhilfe aus den USA verzichten, denn an der Wall Street wird wegen des Labour Days - der US-amerikanische Tag der Arbeit - am Montag nicht gehandelt.
Am Freitag ging der DAX mit einem Plus von 0,9 Prozent bei 11.939 Punkten aus dem Markt. Im Verlauf hatte der DAX bei 11.989 Punkten den höchsten Stand seit vier Wochen erklommen, damit die vielbeachtete Marke von 12.000 Punkten knapp verfehlt. Auf Wochensicht verbuchte das Börsenbarometer immerhin einen Gewinn von 2,8 Prozent.
Der MDAX, in dem die Aktien mittelgroßen Unternehmen gebündelt sind, schloss vor dem Wochenende 1,3 Prozent höher bei 25.720 Zählern. Auf Wochensicht ergab sich ein Plus von 2,7 Prozent.
Größte Verlierer im Monat August - Größte Gewinner im August
Zinssenkung schon eingepreist
"An den Finanzmärkten herrscht Kauflaune und zwar unabhängig vom Risikostatus", stellte Helaba-Analyst Christian Apelt fest. Allerdings sei die im September erwartete geldpolitische Lockerung durch Notenbanken bereits angemessen berücksichtigt, erklärte der Experte.
Der Chefanlagestratege der Commerzbank Chris-Oliver Schickentanz warnt zudem, dass die Börsen im Bann der politischen Entwicklungen blieben. Sollten die erhofften Fortschritte im Zollkonflikt der USA und China ausbleiben, nehme das Enttäuschungsrisiko zu. Aus den jüngsten Konjunkturdaten allein lasse sich kein Optimismus für die Märkte begründen.
Allerdings spricht das derzeitige Bewusstsein der Investoren für weitere Dämpfer nach Ansicht der Strategen von Barclays gegen einen kurzfristigen Ausverkauf: "Die Anleger scheinen sich für das Schlimmste zu positionieren." Die Experten konstatieren eine starke Gewichtung defensiver Branchen im laufenden Monat. So seien Versorger und die Gesundheitsbranche gefragt, während die Anleger um klassische Zykliker wie Autosektor und Industrie einen Bogen machten. Sollten sich die konjunkturellen Aussichten verbessern und die weltweiten politischen Spannungen sich beruhigen, halten sie eine Erholungsrally für möglich - gerade weil niemand darauf vorbereitet sei.
Anlagenotstand bei Versicherern
Uwe Streich, Investmentanalyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), sieht die Aktienmärkte derzeit gefangen zwischen Rezessionsangst und einem Mangel an Alternativen. Im Kontext der momentanen Konjunktur- und Gewinnschwäche seien die Börsen recht ambitioniert bewertet.
"Aufgrund eines immer größeren Anlagenotstands dürften allerdings Kapitalsammelstellen wie beispielsweise Versicherer dazu gezwungen sein, ihre Ressentiments gegenüber Aktien mehr und mehr über Bord zu werfen und ihre Aktienquote trotz einer möglicherweise bevorstehenden Rezession mit der gebotenen Vorsicht sukzessive zu erhöhen", so Streich.
US-Arbeitsmarkt-Bericht im Fokus
Aus Konjunktursicht sind in der neuen Woche die chinesischen und die US-amerikanischen Einkaufsmanager-Indizes, der US-Arbeitsmarkt sowie die Verfassung der deutschen Industrie zentrale Ankerpunkte. Der chinesische Caixin-Einkaufsmanagerindex zum Verarbeitenden Gewerbe steht am Montag, jener für das Dienstleistungsgewerbe am Mittwoch auf der Agenda. Die entsprechenden US-Stimmungsindikatoren sind für Dienst und Donnerstag terminiert. Highlight ist der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag.
Aus deutscher Sicht stehen in der neuen Woche vor allem Zahlen zur Verfassung der heimischen Industrie im Vordergrund: Am Donnerstag werden die Auftragseingänge und am Freitag die Produktionszahlen der Industrie für Juli veröffentlicht.
Entscheidungen über DAX- und EuroStoxx-Auf- und Absteiger
Unternehmensseitig stehen mögliche Änderungen in den deutschen und europäischen Leitindizes im Fokus. Am Mittwochabend wird die Deutsche Börse etwaige Index-Aufsteiger und -absteiger bekanntgeben. Dabei haben sich die Papiere von Deutsche Wohnen und MTU Aero Engines bis zur letzten Minute ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Aufnahme in den DAX Mitte September geliefert. Der von Experten erwartete Abstieg des Stahl- und Industriekonzerns Thyssenkrupp beschert einem von beiden den frei werdenden Platz in der ersten deutschen Börsenliga.
Bereits am Montagabend werden die Änderungen in den europäischen Indizes bekannt gegeben. Dabei könnte es für die Aktien von Adidas und Deutsche Börse spannend werden. Der Sportartikelhersteller Adidas könnte womöglich den Sprung in den Stoxx Europe 50 schaffen und die Deutsche Börse mit Glück in den Leitindex der Eurozone, den EuroStoxx 50, aufgenommen werden.
Die - gemessen am Streubesitz - rund 25 Milliarden Euro schwere Deutsche Börse kann in den EuroStoxx 50 allerdings nur, falls das schwächste EuroStoxx-Mitglied Unibail-Rodamco-Westfield die Auswahlkriterien nicht mehr erfüllt. Es müsste mit seinem sich aktuell auf 16,6 Milliarden Euro belaufenden Börsenwert auf der Auswahlliste von Rang 60 auf 61 fallen.
Wirksam werden die Beschlüsse dann am Montag, 23. September, zum Handelsstart.
Mit Material von dpa-AFX
In folgendem Video erläutert Dr. Dennis Riedl unter anderem sehr interessante Statistik-Details zum Börsenmonat September.
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