Autonomes fahren und 700 Kilometer Reichweite – mit dem iNext will BMW zum Tesla-Jäger werden. Doch Zollstreit und Abgasskandal belasten die Münchner. Jetzt macht die Staatsanwaltschaft ein verlockendes Angebot. Die Aktie fällt trotzdem.
Am Sonntag ist es soweit. Am Münchner Flughafen will BMW unter dem Projektnamen iNext die Elektromobilität auf das nächste Level bringen. Völlig selbständiges Fahren und eine Reichweite wie ein Benziner verspricht BMW-Chef Krüger – allerdings erst ab 2021. Dass BMW seine Zukunftsvision diese Woche vorstellt ist kein Zufall, denn auch Erzrivale Daimler präsentiert am Dienstag den neuen Elektro-SUV EQC.
2,3-mal i3
Viel ist über iNext bislang nicht bekannt. Dank neuer Stromspeicher-Technologie soll eine Reichweite von 700 Kilometer locker möglich sein. Zum Vergleich: Mit dem aktuellen Elektroauto von BMW, dem i3, kommt man rund 300 Kilometer weit. Teslas Model 3 muss nach 350 Kilometern an die Steckdose. Völlig klar, dass die 700 Kilometer des iNext in Relation zu aktuellen Reichweiten wenig Aussagekraft haben, schließlich sind es noch drei Jahre hin bis 2021.
Im Konkurrenzkampf muss sich der iNext vor Daimlers EQC allerdings nicht verstecken. Beim 2019er E-SUV der Stuttgarter ist nach 400 Kilometern Schluss. Es wird spekuliert, dass es sich beim iNext ebenfalls um einen SUV handeln könnte. Der Innenraum soll stark futuristisch geprägt sein – Knöpfe ersetzt BMW vollständig durch Hologramme.
Glimpflich davongekommen
Abseits der Zukunftspläne von BMW gibt es auch positive Neuigkeiten in der Gegenwart für die Münchner. Im Frühjahr schien es so, als käme BMW im Abgasskandal schwer unter die Räder. Für die Staatsanwaltschaft wäre die Sache nun überraschend schnell erledigt: Gegen eine Strafzahlung von 10 Millionen Euro wäre BMW aus dem Schneider – ganz ohne Anklage und Prozess. Denn die Münchner hätten nicht betrogen und manipuliert, sondern „nur“ geschlampt, so die Sichtweise der Staatsanwaltschaft. Es ist wahrscheinlich, dass BMW das Angebot akzeptiert – ein offizielles Statement fehlt bislang.
Impulse ja, Kursplus nein
Ein angeblich spektakuläres E-Auto und der Abgasskandal scheint fast abgehakt. Die positiven Impulse sind da. Die Anleger zeigen sich heute allerdings unbeeindruckt. Im Gegenteil: Die BMW-Aktie fällt um fast ein Prozent und liegt damit nur knapp vor Volkswagen und Daimler – den aktuellen DAX-Schlusslichtern.
Die heutige Kurs-Talfahrt aller Autobauer im DAX ist mal wieder dem Zollstreit geschuldet. Den Vorschlag der EU, Zölle für Auto-Importe auf beiden Seiten komplett zu streichen, lehnte US-Präsident Donald Trump sofort ab: Das Angebot sei „nicht gut genug“, erklärte der Trump gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Zoll-Debatte geht also weiter und damit auch die Ungewissheit bei Auto-Aktien.
Bereits investierte Anleger setzen bei der BMW-Aktie einen engen Stopp bei 80,30 Euro. Trader warten auf das Kaufsignal bei 86,25 Euro. Dort liegt die 200-Tage-Line. Für längerfristig ausgerichtete Investoren gilt weiterhin: Abwarten!