Nach den enttäuschenden Quartalszahlen steht die Amazon-Aktie am Freitag massiv unter Druck. Der Titel verliert 7,2 Prozent und ist auf dem Weg, den größten Tagesverlust seit dem 12. März 2020 hinnehmen zu müssen. Damals war Amazon 7,9 Prozent gefallen. Die Analysten sehen noch Potenzial, allerdings nicht mehr so viel.
Ein langsameres Wachstum und höhere Investitionen kämen im zweiten Halbjahr auf den Internethändler zu, befürchtet Analyst Douglas Anmuth von der US-Bank JPMorgan. Amazon habe sich aber das Recht verdient, in künftiges Wachstum zu investieren.
Er senkte sein Kursziel von 4.600 auf 4.100 Dollar. Die Aktien stehen aber weiter auf der Empfehlungsliste von JPMorgan.
Die Credit Suisse hat das Kursziel von 4.850 auf 4.700 Dollar gesenkt, die Einstufung aber auf "Outperform" belassen. Amazon baue die One-Day-Delivery aus, so Analyst Stephen Ju mit Blick auf die Investitionen des US-Konzerns.
Die DZ Bank hat den fairen Wert für die Amazon-Aktie nach Zahlen zum zweiten Quartal von 4.200 auf 4.000 Dollar gesenkt, die Einstufung aber auf "Kaufen" belassen. "Mit fortschreitender Lockerung der Corona-Maßnahmen fallen die Wachstumsraten im Onlinehandel", meint Analyst Ingo Wermann.
Die margenstarken Bereiche Cloud, Onlinewerbung und Abonnements dagegen entwickelten sich weiter sehr dynamisch.
Amazon hat im zweiten Quartal den Nettogewinn im Jahresvergleich um 50 Prozent auf 7,8 Milliarden Dollar gesteigert. Die Erlöse wuchsen um 27 Prozent auf 113,1 Milliarden Dollar. Das überzeugte den Markt ebenso wenig wie die Prognose für das dritte Quartal. Der Konzern stellte Erlöse bis zu 112 Milliarden Dollar in Aussicht, was einer deutlichen Abschwächung des Wachstums auf maximal 16 Prozent entspricht.
Amazons Zahlen und die Prognose sind mau, keine Frage. Trotzdem bleibt die Investmentstory top. Denn: Amazon investiert auch unter dem neuen CEO Andy Jassy weiter stark, etwa in schnelle Lieferungen, die E-Commerce noch viel attraktiver machen werden. Ebenfalls positiv: Bei Cloud bleibt der Konzern eine Macht, die 37 Prozent Umsatzwachstum in Q2 waren bärenstark. Ergo: Die Aktie bleibt für den AKTIONÄR ein Kauf.
(Mit Material von dpa-AFX)
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "AKTIONÄR-Depot".