Der Online-Händler Amazon enttäuscht im dritten Quartal sowohl die Anleger als auch Analysten. Obwohl der Konzern den Umsatz kräftig steigern konnte, macht er höhere Verluste als angenommen, zudem trübt sich der Ausblick immer weiter ein.
Für das dritte Quartel meldete der Konzern am Donnerstag ein Minus von unter dem Strich 437 Millionen Dollar, nach einem Fehlbetrag von 41 Millionen Dollar im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Amazon hatte Anleger zwar auf rote Zahlen vorbereitet - das Unternehmen investiert kräftig, um seine Marktposition zu verteidigen und auszubauen. Doch mit so einem dicken Minus hatten Analysten dann doch nicht gerechnet. Anleger reagierten enttäuscht. Die Aktie fiel nachbörslich zwischenzeitlich um elf Prozent.
Ausblick enttäuscht
Auch der Ausblick, den das Management für das vierte Quartel mit dem eigentlich sehr lukrativen Weihnachtsgeschäft ausgab, gefiel Investoren überhaupt nicht. Die Umsatzprognose blieb hinter den Erwartungen und der Verlust könnte sich sogar noch stärker ausweiten und operativ schlimmstenfalls bis auf 570 Milliarden Dollar steigen.
Amazon-Chef Jeff Bezos hat sich voll und ganz der Kundschaft verschrieben, und nimmt viel Geld in die Hand, um "das Konsumentenerlebnis einfacher und stressfreier denn je" zu machen. Das kurbelt den Umsatz massiv an - von Juli bis September stieg er um 20 Prozent zum Vorjahr auf 20,6 Milliarden Dollar.
Doch das Geld, dass Bezos ausgibt, gehört den Aktionären. Und die werden zunehmen nervös. Seit Jahresbeginn haben die Anteilsscheine um über 20 Prozent eingebüßt. Der bekannte US-Journalist Matthew Yglesias bezeichnete Amazon im Frühjahr als eine gemeinnützige Veranstaltung von Investoren für Verbraucher. Aber Bezos will sich nicht von seinem Expansionsstreben abbringen lassen.
Im letzten Quartal kaufte Amazon für knapp eine Milliarde Dollar die Video-Website Twitch, auf der Gamer Live-Mitschnitte vom Spielverlauf veröffentlichen können. Zudem stieg Amazon mit einem Kreditkartenlesegerät in den boomenden Markt des mobilen Bezahlens ein, kündigte die Eröffnung eines klassischen Ladengeschäfts und eines Lieferservices in New York an.
Spannend für Langfristinvestoren
Die Aktie von Amazon wurde wieder einmal nach den Zahlen abgestraft. Die hohen Erwartungen konnten nicht erfüllt werden. Dennoch: Jeff Bezos investiert mit seinem Team nach wie vor viel Geld in Forschung und Entwicklung. Deshalb fallen nach wie vor Verluste an. Dennoch: Irgendwann wird Bezos den Hebel umlegen und große Gewinne einfahren. Die Aktie bleibt eine spannende Wette auf die Zukunft. Anleger bleiben dabei und sicher ihre Position mit einem Stopp bei 190 Euro ab. Durch die aktuelle Korrektur und die Enttäuschung bei den Zahlen, sollten Investoren allerdings vor einem Neueinstieg abwarten.
(Mit Material von dpa-AFX)