Der Versicherungskonzern Allianz hat im großen deutschen Heimatmarkt die Corona-Pandemie bislang mit Blessuren überstanden. Der Nettogewinn ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Drittel auf 544 Millionen Euro gesunken, wie die deutsche Landesgesellschaft des größten europäischen Versicherers am Mittwoch mitteilte. Die Umsätze in den drei Sparten Schaden und Unfall, Lebensversicherung sowie private Krankenversicherung sind hingegen um insgesamt 1,7 Prozent auf 22,4 Milliarden Euro leicht gestiegen.
Zum geschrumpften Nettogewinn trug auch der zeitweilige Absturz der Kapitalmärkte bei. Das Kapitalanlageergebnis ging über alle Sparten um mehr als ein Fünftel auf 4,5 Milliarden Euro zurück.
Sonst hatte Corona wie bei anderen Versicherern auch einen doppelt negativen Effekt im Tagesgeschäft: Höhere Ausgaben auf der einen Seite, weniger Neugeschäft in manchen Bereichen auf der anderen. Die Ausgaben stiegen unter anderem wegen der hohen Kosten von Betriebsschließungsversicherungen.
Abgesehen von den Kosten hat die Allianz in dieser Hinsicht auch rechtlichen Ärger: Manche Firmenkunden haben die Versicherung verklagt, weil Covid-19 nach Auffassung des Versicherers in deren Betriebsschließungsversicherungen nicht gedeckt ist. Der Versicherer hat den Kunden in diesem Bereich die freiwillige Übernahme eines Teils der Schäden angeboten, davon haben nach Allianz-Angaben drei Viertel der in Frage kommenden Firmen Gebrauch gemacht. Eine Klage gegen die Allianz läuft derzeit vor dem Münchner Landgericht.
Weniger Neugeschäft gab es unter anderem mit Kfz-Policen, da während der Corona-Beschränkungen die Autohäuser wochenlang geschlossen waren und weniger Autos verkauft wurden. Weniger Vertragsabschlüsse gab es aber zeitweise auch in der Lebensversicherung.
Bereits in der vergangenen Woche hatte der Gesamtkonzern seine Zahlen für das zweite Quartal veröffentlicht. Der operative Gewinn sank hier im Jahresvergleich um 19 Prozent auf knapp 2,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich sackte der Überschuss um 29 Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro ab. Damit schnitt die Allianz aber immer noch besser ab als von Analysten im Schnitt erwartet.
Das Düsseldorfer Bankhaus Lampe hat das Kursziel für die Allianz-Aktie nach den Quartalszahlen von 200 auf 220 Euro angehoben und die Einstufung auf "Kaufen" belassen. Analyst Andreas Schäfer rechnete in einer am Mittwoch präsentierten Studie mit einer durchgreifenden Erholung in puncto Profitabilität im zweiten Halbjahr dank voraussichtlich geringerer Schäden durch die Corona-Krise. Im Segment Leben und Krankenversicherung dürften sich die operativen Erträge weiter erholen.
Die Allianz-Aktie konnte zuletzt leicht zulegen. Aus charttechnischer Sicht wäre nun der baldige Sprung über den Widerstand in Form der 200-Tage-Linie wichtig. Gelingt dies, wäre dies ein neues Kaufsignal für die Aktie der Allianz Die langfristigen Aussichten bleiben ohnehin weiter ganz klar positiv.
(Mit Material von dpa-AFX)