Die planmäßige Expansion von Allianz Direct in Europa ist der Coronavirus-Pandemie zum Opfer gefallen. Das sagte Bart Schlatmann, CEO des zum Allianz-Konzern gehörenden Online-Versicherers, in einem Bloomberg-Interview. Gleichzeitig kündigte er an, das Produkt-Angebot schnell erweitern zu wollen.
"Wir haben den Start von Allianz Direct in Italien aufgrund des Ausbruchs des Coronavirus von Mai auf Oktober verschoben. Unser Büro in Mailand ist geschlossen und wir müssen viele Tests durchführen", erklärte er. Spanien solle nun bis spätestens Anfang 2021 folgen. In Deutschland und den Niederlanden ist der digitale Versicherer schon seit kurzem aktiv.
In allen vier Ländern war der Allianz-Konzern in den vergangenen Jahren bereits mit verschiedenen Online-Angeboten vertreten, vorrangig im Bereich Kfz-Policen. Jetzt bündelt das Münchener Unternehmen diese Aktivitäten unter dem Dach von Allianz Direct auf einer gemeinsamen Plattform. "Dies wird dazu beitragen, die Technologiekosten im Vergleich zu unseren heutigen Ausgaben um 70% zu senken", sagte Schlatmann.
Trotz der Verzögerungen beim europaweiten Start denkt er bereits über die nächsten Schritte nach. „Wir möchten unser Angebot in diesem Jahr in allen vier Ländern um eine private Hausrat- und Haftpflichtversicherung erweitern”, erklärte Schlatmann. Später könne Allianz Direct zudem auch in anderen Regionen antreten. “Afrika ist zum Beispiel ein sehr interessanter Markt, da Mobile-Banking dort bereits weit verbreitet ist.“
Schlatmann will der "Allianz helfen, ein Technologieunternehmen zu werden", wie er sagte. Der Konzern stehe vor der großen Herausforderung, zeigen zu müssen, dass er sein Geschäft durch digitale Technologien vereinfachen kann, meinte Charles Graham, ein Analyst bei Bloomberg Intelligence.
Gleichzeitig seien Anbieter wie Allianz Direct einem harten Wettbewerb in sich schnell verändernden Märkten ausgesetzt. Laut Schlatmann werden 92% des Produkts in Europa identisch sein, die restlichen 8% marktspezifisch. "In Deutschland ist beispielsweise Hagel Teil der Versicherungsabdeckung, während dies in Italien aufgrund anderer Wetterbedingungen nur eine Option ist", sagte er.
Obwohl die Mutter Allianz auf klassischen Wegen selbst Versicherungen anbietet, sieht Schlatmann keine Gefahr einer Kannibalisierung: "Allianz Direct spricht eine andere Gruppe von Kunden als die Allianz."
Die Allianz steht vor großen Herausforderungen, drüfte aber angesichts der soliden Kapitalausstattung als Gewinner aus der Coronakrise hervorgehen. Die Stabilität wird durch die geplante Dividendenausschüttung unterstrichen. Kurzfristig sind immer wieder Kursrücksetzer möglich. Langfristig bleibt die Aktie aussichtsreich.
(mit Material von Bloomberg)Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Allianz.