Die Allianz ist bisher glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen auch wenn Konzernchef Oliver Bäte bereits im Frühjahr seine ursprüngliche Prognose für 2020 kassiert hat. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie seien nicht abschätzbar, hieß es. So wird es am 6. November richtig spannend – dann wird der Versicherungskonzern nämlich seine Zahlen fürs dritte Quartal präsentieren.
Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Branchenexperten rechnen damit, dass die Allianz in diesem Jahr einen operativen Gewinn von 10,1 Milliarden Euro erreicht. Damit würde das Ergebnis etwa 16 Prozent hinter den zwölf Milliarden Euro zurückbleiben, die Unternehmenschef Bäte bei seiner Prognose vom Februar ursprünglich als Mittelwert angepeilt hatte.
Die Analysten, die der Versicherungs-Konzern selbst bis 30. Oktober befragt hat, rechnen für das dritte Quartal im Schnitt mit einem operativen Gewinn von 2,6 Milliarden Euro, 12,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. In der Schaden- und Unfallversicherung erwarten sie einen Rückgang von 17 Prozent, in der Lebens- und Krankenversicherung von 6 Prozent und in der Fondssparte von 5 Prozent. Unter dem Strich dürfte ein Überschuss von 1,6 Milliarden Euro herauskommen, 17 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Die Corona-Krise hat im Frühjahr die Gewinnpläne des Münchener Versicherungskonzerns durchkreuzt durchkreuzt. Allianz-Chef Oliver Bäte verabschiedete sich im April von seiner ursprünglichen Prognose, in diesem Jahr einen operativen Gewinn von 11,5 bis 12,5 Milliarden Euro zu erzielen. So drohten Versicherungsschäden durch den wochenlangen Betriebsstopp in vielen Unternehmen und den Ausfall von Großveranstaltungen den Konzern ebenso zu belasten wie die Verwerfungen an den Finanzmärkten.
Im ersten Halbjahr machte die Corona-Krise dem DAX-Titel dann aber doch nicht so schwer zu schaffen wie befürchtet. So erzielte der Konzern in den ersten sechs Monaten immerhin einen operativen Gewinn von 4,9 Milliarden Euro, rund ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor.
Spannend bleibt weiterhin die Frage, inwieweit der Versicherer für die behördlich angeordnete Schließung von Gaststätten und Restaurants geradestehen muss. Das Münchner Landgericht ließ im September durchblicken, dass die Betriebsschließungsversicherung der Allianz möglicherweise für die behördlich angeordnete Schließung von Gaststätten im Frühjahr zahlen muss, auch wenn der Covid-19-Erreger in den entsprechenden Policen nicht explizit genannt ist.
Kläger war in diesem Fall die Münchner Gaststätte Nockherberg. Allerdings einigten sich die Streitparteien im Oktober außergerichtlich. In dem Rechtsstreit ging es um eine Forderung von rund 1,13 Millionen Euro. Wie genau die Parteien sich einigten, sei dem Gericht nicht bekannt, hieß es. Bundesweit sind an den Gerichten derzeit Klagen von Gastronomen gegen mehrere Versicherer anhängig, die die Kosten der Corona-bedingten Zwangsschließungen im Frühjahr nicht bezahlen wollen. Auch für Allianz geht es dabei um hohe Summen - und eine Grundsatzfrage.
Grundsätzlich ist die Allianz-Aktie ein Basis-Investment im DAX. In den ersten November-Tagen ging es wieder aufwärts. Deshalb sollten investierte Anleger dabei bleiben. Potenzielle Neueinsteiger sollten hingegen zunächst die Quartalszahlen am 6. November abwarten.
Mit Material von dpa-AFX
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