Wie TechCrunch berichtet, verschiebt Amazon die Expansion nach Südostasien und überlässt damit dem Konkurrenten Alibaba de facto den südostasiatischen Markt. Eigentlich plante Amazon bereits im ersten Quartal 2017 den Start eines E-Commerce-Ablegers in Singapur, jetzt soll es erst gegen Ende des Jahres soweit sein.
Die ursprüngliche Entscheidung Amazons in Singapur die Südostasien-Expansion zu starten, ist nachvollziehbar. Der kleine Inselstaat verfügt bereits über eine hohe Online-Bevölkerung (83 Prozent), viele Smartphone-Nutzer und eine gut ausgebaute Infrastruktur. Zeitgleich dient Singapur aufgrund seiner geographischen Lage als Sprungbrett auf den südostasiatischen Markt.
In Südostasien, da ist sich das Gros der Experten einig, wird der nächste E-Commerce-Goldrausch stattfinden. Die Region ist der am schnellsten wachsende E-Commerce Markt der Welt. Bis 2025 werden durchschnittlich 32 Prozent jährliches Wachstum erwartet – ein 88 Milliarden Dollar großer Markt entsteht. Die Gründe: Eine junge Bevölkerung, der voranschreitende Netzausbau, ein stark wachsendes Bruttoinlandsprodukt, ein besserer Zugang zu Bezahldiensten und die geringe Verbreitung von traditionellen Einzelhandelsläden.
Der vorläufige Rückzug Amazons lässt Alibaba Freiräume, weitere Marktanteile in Singapur zu gewinnen. Der chinesische Konkurrent ist durch die Beteiligung an Lazada in Höhe von einer Milliarde Dollar bereits auf dem singapurischen Markt vertreten. Lazada selbst ist kein Leichtgewicht – der Konzern führt mit Abstand den südostasiatischen Markt an. Für die Ankunft Amazons war man gewappnet: Seit im November 2016 bekannt wurde, dass Amazon den Markteintritt plane, brachte Lazazda die Alibaba-Plattform Taobao nach Singapur und kaufte den Online-Lebensmittelservice Redmart (Amazon bot mit, jedoch zu niedrig).
Ein Wettkampf mit dem südostasiatischen Marktführer scheint für Amazon im Moment keine durchführbare Option. Die Expansion nach Australien und den nahen Osten sind für die Konzernstrategen von höherer Priorität. Zudem kostet der Schlagabtausch mit Alibaba in Indien bereits Milliarden.
Sowohl Amazon als auch Alibaba setzen auf Umsatzwachstum durch Expansion und sind damit besonders erfolgreich. Beide Unternehmen weisen zweistellige Wachstumsraten auf. Amazons Umsatz stieg 2016 um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr – Alibaba verzeichnete sogar 52 Prozent. Der wachsende E-Commerce-Markt bietet beiden Konkurrenten genügend Platz, um auch in Zukunft zweistellige Umsatzsteigerungen zu erzielen. Auch auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR finden Amazon und Alibaba ihren Platz – mit einer zweistelligen Performance seit Empfehlung. Amazon mit 70 Prozent und Alibaba mit 67 Prozent seit September 2015. Dabei bleiben!