Chinas Konsumenten haben ihren Spaß am Shoppen zuletzt verloren, entsprechend gering war die Vorfreude in der Branche auf „618“, eine von jährlich zwei stattfindenden Mega-Veranstaltungen im chinesischen Online-Handel. Doch es gibt einige Indizien, die auf eine positive Überraschung hindeuten.
Zwei Termine streichen sich Schnäppchenjäger in China seit Jahren dick im Kalender an: den 18.Juni und den 11.11. An jenen Tagen lassen es die Online-Händler in der Volksrepublik traditionell krachen und überbieten sich mit Rabattaktionen.
Die Vorfreude unter den heimischen Schnäppchenjägern ist normalerweise riesig, doch 2023 war sie getrübt. Nach dem Ende des Lockdowns zog Chinas Wirtschaft zwar zunächst mächtig an, doch zuletzt häuften sich negative Nachrichten, die Zweifel an der Nachhaltigkeit des Aufschwungs schüren. Der Motor im Online-Handel stottert ebenfalls.
Entsprechend gering war die Erwartungshaltung vieler Analysten „618“ betreffend. Vielfach wurde von Stagnation gesprochen und selbst ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr nicht ausgeschlossen.
Ganz so schlimm scheint es nun aber nicht gekommen zu sein, wie Aussagen des Elektronikriesen Xiaomi zeigen. „Das Umsatzvolumen für unsere Produkte erreichte über alle Kanäle hinweg 19,4 Milliarden Renminbi und damit rund vier Prozent mehr als im Vorjahr“.
Die Analysten von Morgan Stanley schreiben: „In Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Investoren in den letzten Wochen eine Stagnation oder einen einstelligen Rückgang bei den Bestellungen erwartet haben, erscheinen die Ergebnisse besser als erwartet.“
Diese Einschätzung wird durch Aussagen der beiden größten E-Commerce-Unternehmen in China – Alibaba und JD.com – gestützt, selbst wenn „harte Umsatz und Ertragszahlen“ nicht genannt wurden.
Alibaba schrieb im konzerneigenen Blog Alizila, dass „eine Rekordzahl von Händlern“ an der Veranstaltung teilgenommen hätten. Die Zahl der Kunden, die sich Short-Videos mit Angeboten angesehen hätten, sei um 113 Prozent gestiegen. 305 Markenhändler hätten zudem mehr als 100 Millionen Renminbi erlöst.
Enttäuschung klingt anders.
Bei JD.com scheint „618“ ebenfalls ein Erfolg gewesen zu sein: „Wir glauben, dass JD.com besser als von uns erwartet (+2 bis 5 Prozent Umsatzwachstum) abgeschnitten hat“, schrieb Alicia Yap von Citigroup in einer Studie an Kunden. Der Konzern selbst hatte von einer positiven Überraschung und einem neuen Rekord berichtet, ohne jedoch ins Detail zu gehen.
Die befürchtete Enttäuschung für „618“ scheint ausgeblieben zu sein, jedoch konnten die Aktien der E-Commerce-Player am Montag davon nicht profitieren. Alibaba fiel in Hongkong am Morgen um 2,1 Prozent im Wert und JD.com büßte 1,9 Prozent an Wert ein.
Welche spannende E-Commerce-Aktie der CAT-Report derzeit auf seiner Watchlist hat, erfahren Sie hier.
Hinweis: Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. DER AKTIONÄR empfiehlt entsprechende Aktien nur als Depotbeimischung.