Der kommende US-Präsident Joe Biden hat deutlich gemacht, dass es unter ihm keinen schnellen Kurswechsel im Handelskonflikt mit China geben wird. Außerdem wurde ein Gesetzesentwurf verabschiedet, der vor allem auf chinesische Unternehmen und deren Aktien abzielt. Unterdessen hat Alibaba verkündet, dass das Unternehmen im Impfstoff-Geschäft mitmischen will.
Im Interview mit der New York Times hat Biden klargemacht, dass die Zölle im Handelskrieg zwischen China und den USA auch unter seiner Führung vorerst Bestand haben werden. Er wolle erst das bestehende Abkommen mit China unter die Lupe nehmen und die Verbündeten in Asien und Europa konsultieren, „damit wir eine kohärente Strategie entwickeln können“. Biden sprach auch den Diebstahl geistigen Eigentums, illegale Subventionen und erzwungene Technologietransfers von US-Unternehmen zugunsten von chinesischen Gegenstücken kritisch an.
Neues Gesetz
Außerdem wurde gestern Abend im Repräsentantenhaus erwartungsgemäß einstimmig einem Gesetzesentwurf zugestimmt, der vor allem auf chinesische Unternehmen abzielt (DER AKTIONÄR berichtete). Diese müssen künftig offenlegen, ob sie der chinesischen Regierung gehören oder von dieser kontrolliert werden. Außerdem müssen sie innerhalb von drei Jahren ihre Bilanzen nach US-Maßstäben prüfen lassen. Anderenfalls können die Unternehmen vom Handel an den US-Börsen ausgeschlossen werden.
Impfstoff-Logistik
Eine Alibaba-Sprecherin hat unterdessen verkündet, dass sich Alibaba in Gesprächen mit chinesischen Impfstoffherstellern und internationalen Organisationen befindet. Alibabas Logistikarm Cainiao könnte demnach künftig die Verteilung von Covid-19-Impfstoffen übernehmen. Cainiao will nach eigenen Angaben weltweit innerhalb von drei Tagen liefern. Bereits jetzt arbeitet Cainiao mit Ethiopian Airlines zusammen, um Medizin nach Afrika und in den Mittleren Osten zu versenden. Cainiao zufolge handelt es sich um „Chinas erste grenzüberschreitende medizinische Kühlketten-Route, die regelmäßig betrieben wird und für den Transport temperaturempfindlicher Arzneimittel einschließlich Covid-19-Impfstoffen zertifiziert ist“.
Joe Biden will eher auf Allianzen statt auf Alleingänge setzen. Aus chinesischer Sicht keine gute Nachricht, denn so könnten die USA ihre Verhandlungsposition stärken. Vorteil für Alibaba-Anleger: Vom Handelskrieg ist das Unternehmen höchstens indirekt betroffen, und unter Joe Biden dürfte die China-Politik insgesamt berechenbarer werden, was Unsicherheit aus dem Markt nehmen würde.
Auf das neue US-Gesetz hat sich Alibaba unter anderem durch das Zweitlisting in Hongkong längst eingestellt. Abzuwarten bleibt ohnehin, ob China es heimischen Unternehmen letztendlich nicht freistellen wird, den neuen Anforderungen seitens der USA zu genügen.
Die Impfstoff-Nachricht ist vor allem ein Schaulaufen in Sachen Logistik-Power – und verdeutlicht, dass Alibaba immer noch Ambitionen hat, die deutlich über China hinausreichen. Alibaba bleibt eine klare Empfehlung für Anleger, die in chinesische Unternehmen investieren wollen.