USU Software zählt zu den Digitalisierungsgewinnern auf dem deutschen Kurszettel. Mit einem Umsatz von 107,3 Millionen Euro (+12,2 Prozent) und einem EBITDA von 13,4 Millionen Euro (+34,8 Prozent) hat die Gesellschaft neue Rekorde erzielt und die Analystenprognosen übertroffen. DER AKTIONÄR sprach mit USU-Vorstandschef Bernhard Oberschmidt über das SaaS-Geschäft als wichtigsten Wachstumstreiber, die mittelfristigen Margenziele und die Dividendenstrategie.
Sie interessieren sich für die Welt der heimischen Nebenwerte? Mit den kostenlosen Real-Depot News können Sie sich unverbindlich ein Bild von den vielseitigen Anlagemöglichkeiten im Small-Cap-Bereich machen. AKTIONÄR-Redakteur Michael Schröder schreibt Ihnen seine Einschätzung zu interessanten Investmentideen und aussichtsreichen Nebenwerten.
DER AKTIONÄR: Herr Oberschmidt, USU Software blickt auf ein Rekordjahr zurück, mit einem Umsatz von 107,3 Millionen Euro und einem EBITDA von 13,4 Millionen Euro haben Sie die Analystenprognosen übertroffen. Welche Rolle spielte der Digitalisierungsboom bei dieser Entwicklung?
Bernhard Oberschmidt: Der Digitalisierungstrend hat uns in 2020 ganz sicher geholfen, gut durch die Corona-Pandemie zu kommen und entsprechend neue Rekorde zu erzielen. Wir helfen Unternehmen ja mit unseren Lösungen, ihren Service zu verbessern und zugleich effizienter zu agieren. Und genau das wurde in 2020 stark nachgefragt.
Könnten Sie uns bitte an einem konkreten Beispielprojekt aufzeigen, wie USU seine Kunden bei der Digitalisierung unterstützt?
ehmen wir zum Beispiel unseren Corona-Chatbot, den wir in der Corona-Zeit speziell für öffentliche Verwaltungen, wie beispielsweise den Landkreis Ludwigsburg, konzipiert haben. Der Chatbot ist in die Homepage des Landkreises Ludwigsburg integriert und beantwortet automatisch alle Fragen rund um Corona, so dass die Bürger in kürzester Zeit die relevanten Antworten zu den Corona-Regelungen erhalten, und zwar 24/7, also rund um die Uhr. Damit hat der Landkreis Ludwigsburg den Bürgerservice verbessert und dies äußerst kostengünstig, da nicht permanent Fachkräfte parat stehen müssen, um Auskünfte zu erteilen, sondern lediglich ein digitaler Chatbot, der mittels einer Wissensdatenbank von USU auf sämtliche relevante Unterlagen zurückgreift. Und vergleichbare Chatbots kommen zunehmend im Kundenservice von Unternehmen zum Einsatz.
Erstmals in der Firmenhistorie wurde 2020 die Umsatzschwelle von 100 Millionen Euro übertroffen. Welche Bedeutung hat diese Marke für die USU-Gruppe?
Das ist ein wichtiger psychologischer Meilenstein, den wir eine Zeit lang vor uns hergeschoben, jetzt aber erfolgreich überwunden haben. Und es zeigt, dass wir jetzt auch in einer anderen Liga spielen. Unsere Produkte haben Weltformat und sollten daher auch global vertrieben werden und zum Einsatz kommen. Als Unternehmen mit über 40 Jahren Erfahrung und einem Umsatz über 100 Millionen Euro haben wir uns ein Standing erarbeitet, das uns eine entsprechende Aufmerksamkeit gewährt.
Die Transformation vom Lizenz- zum Software-as-a-Service-(SaaS)-Modell trägt Früchte: Wie hoch war der Anteil wiederkehrender Erlöse im abgelaufenen Geschäftsjahr und wie wirkt sich der hohe SaaS-Anteil an den Neuabschlüssen kurz- und mittelfristig auf die Profitabilität aus?
Inzwischen schließen gut ein Drittel der Neukunden einen SaaS-Vertrag mit uns ab, Tendenz weiter steigend. Und inzwischen profitieren wir auch davon, obgleich ein sukzessiver Wegfall der Lizenzerträge dem entgegensteht. Mittel- und langfristig werden wir jedoch deutliche Ergebniszuwächse durch steigende SaaS-Erlöse sehen.
Sowohl im Beratungs- als auch Softwaregeschäft ist man ja auf Kontakt mit den Kunden angewiesen. Wie lösen Sie das aktuell, die Zahlen legen ja nahe, dass es im Vertrieb bei USU normal läuft?
Erfreulicherweise läuft unser Beratungsgeschäft absolut rund. Was früher nicht einfach schien, ist heute Realität. Ein Großteil unserer Berater agiert aus dem Homeoffice heraus und inzwischen haben sich auch unsere Kunden gut damit arrangiert. Natürlich ist das auch effizienter, da Reisezeiten und -kosten wegfallen. Der Kontakt über digitale Videokonferenzen hat sich in der Corona-Zeit insofern deutlich normalisiert, auch im Vertrieb.
Einer aktuellen Marktstudie des deutschen Analystenhauses Research in Action zufolge ist USU die Nr. 1 im Wachstumsmarkt Enterprise Service Management (ESM). Wie sehr unterstützt eine derartige Auszeichnung vertriebsseitig und wer sind Ihre größten ESM-Wettbewerber?
Jedes Marktresearch ist insofern wichtig, weil gerade Großkonzerne diese Research-Berichte als Basis für eine Vorauswahl der infrage kommenden Lieferanten nutzen. Daher freuen wir uns natürlich über jede gute Platzierung von USU in diesen Studien. Und wenn wir, wie in dem von Ihnen angesprochenen Fall, sogar ganz vorne landen, dann ist das ein großer Erfolg, der uns auch vertriebsseitig pusht, denn wir kämpfen hier gegen Milliardenunternehmen wie Servicenow.
Ihr Auftragsbestand hat sich um 25,7 Prozent auf den Rekordstand von 61,9 Millionen Euro erhöht. Dennoch rechnen Sie im laufenden Geschäftsjahr nur mit einem leichten Umsatzwachstum. Ist das bewusst tiefgestapelt oder befürchten Sie, dass es im laufenden Jahr doch noch zu einer Corona-bedingten Investitionszurückhaltung in Ihrem Kundenkreis kommen wird?
Wir sind ja nach einem schwächeren Jahr 2019 sehr stark in das Jahr 2020 gestartet und konnten dieses hohe Wachstum auch trotz der Corona-Pandemie halten. So stehen die Zahlen des ersten Halbjahres 2021 im Vergleich zu einer hohen Basis. Da 2021 im ersten Halbjahr ebenfalls noch sehr stark von Corona geprägt ist, sind wir für diesen Zeitraum vorsichtig mit der Prognose. Anders sieht das für das zweite Halbjahr aus. Hier erwarten wir auch wieder steigende Erlöse, die aber das Gesamtjahr nur anteilig beeinflussen werden, weshalb wir unsere Guidance entsprechend formuliert haben.
Gleichzeitig haben Sie die Mittelfristplanung bestätigt, die ein durchschnittliches organisches Umsatzwachstum für die kommenden Jahre von zehn Prozent vorsieht. Wo sehen Sie die größten Wachstumstreiber?
Der wichtigste Wachstumstreiber ist ganz sicher der Ausbau des SaaS-Geschäftes im In- und Ausland. Insbesondere die Auslandsmärkte bieten enorme Wachstumschancen.
Die bereinigte EBIT-Marge soll bis 2024 auf 13 bis 15 Prozent klettern. Ist das eine direkte Folge des zunehmenden SaaS-Geschäfts oder gibt es – neben Skaleneffekten – weitere Ergebnistreiber?
Der von Ihnen angesprochene Ausbau des SaaS-Geschäftes ist die zentrale Säule unserer Margensteigerung. Grundsätzlich bedeutet aber auch jede Erschließung eines neuen regionalen Marktes einen Umsatzschub, ohne die Kostenbasis proportional auszubauen, da die Software dazu ja bereits existiert.
Die Dividende soll stabil bei 0,40 Euro je Aktie bleiben. Wann dürfen sich Ihre Aktionäre wieder einmal über eine Dividendenerhöhung freuen?
Wir haben ja eine klare und aktionärsfreundliche Dividendenstrategie, die auf Dividendenkontinuität setzt. Demnach soll etwa die Hälfte des im Geschäftsjahr erzielten Gewinns an unsere Aktionäre ausgeschüttet werden, wobei die jeweilige Dividende nicht unter dem Vergleichswert des Vorjahres liegen soll. In der Vergangenheit haben wir teilweise mehr als die Hälfte des Gewinns ausgeschüttet, so dass wir jetzt wieder im Normbereich agieren. Daher birgt jetzt jede Ergebnissteigerung das Potenzial einer Dividendenerhöhung. Eine Entscheidung fällen wir aber jeweils auf Basis des erzielten Gewinns.
Im Geschäftsjahr 2020 hat sich auch die Konzernliquidität deutlich erhöht von 10,4 Millionen auf 18,5 Millionen Euro. In welcher Größenordnung könnten Sie Zukäufe stemmen, wenn Sie geeignete Akquisitionsobjekte finden würden? Und in welchen Bereichen schauen Sie sich um?
Wir haben verschiedene Optionen der Kaufpreisfinanzierung. Neben dem Cash könnten wir aufgrund der hervorragenden Bonität auch jederzeit fremd finanzieren. Aus unseren Erfahrungen können wir sagen, dass Akquisitionen von Unternehmen in der Größenordnung von etwa zehn bis 20 Millionen Euro Umsatz ideal sind, wobei diese eigene, zu unserer Software komplementäre Technologie mitbringen und profitabel sein sollten. Jedes mittelständische Softwarehaus, das unser Angebotsportfolio wie beschrieben positiv ergänzt, wäre daher ein potenzieller Akquisitionsaspirant.
Die AKTIONÄR-Altempfehlung ist ein echter Dauerläufer. Das USU-Management überzeugt mit seiner soliden Arbeit. Die operative Entwicklung passt, die Perspektiven sind gut. Alles in allem spricht vieles für eine Trendfortsetzung. Anleger mit Weitblick können die Aktie daher weiter ihrem Depot beimischen.