In Deutschland strebt ein weiterer Zulieferer aus der Automobilindustrie an die Börse. Die Beteiligungsgesellschaft Mutares plant, ihre Tochter STS Group AG im regulierten Markt an der Frankfurter Wertpapierbörse. Die Gesellschaft mit Hauptsitz in Hallbergmoos ist eigenen Angaben zufolge technologisch mitführend in der Herstellung von Kunststoff-Spritzguss und Akustik-Spezialprodukten vor allem für leichte und schwere Nutzfahrzeuge sowie Pkw. Zu den Kunden zählen Daimler, MAN, Scania und Volvo oder Alfa Romeo, Fiat sowie Jeep. DER AKTIONÄR fragte nach bei Mutares-Vorstand Robin Laik.
Herr Laik, mit der STS Group AG hat die größte Beteiligung der Mutares AG einen Börsengang im Prime Standard angekündigt. Warum geht die STS Group an die Börse und warum gerade jetzt?
Robin Laik: Die STS Group hat sich im vergangenen Jahr durch die gemeinsam mit Mutares verfolgte Buy-and-Build-Strategie von einem europäischen zu einem weltweit agierenden Nutzfahrzeuglieferanten mit Standorten in Europa, Süd- und Nordamerika sowie Asien entwickelt. Nun gilt es, dieses Wachstum zu untermauern und mit gezielten strategischen Initiativen die Marktposition als ein führender Truck-Spezialist im Soft und Hard Trim-Bereich weiter auszubauen. Dementsprechend hat die STS fünf Kernthemen für sich identifiziert, die mittels der Erlöse aus dem Börsengang vorangetrieben werden sollen. Im Wesentlich handelt es sich hierbei um den Ausbau der Produktionskapazitäten in China und Osteuropa, den direkten Markteintritt in den US-amerikanischen Markt, Initiativen für weitere Automatisierung sowie eine Forcierung der Entwicklung von Lösungen speziell für E-Mobility und autonomes Fahren.
Seit wann ist STS Teil des Mutares-Portfolios und wie hat sich die Gesellschaft seit der Übernahme durch die Mutares AG entwickelt?
Die STS Group ist seit 2013 Teil des Mutares Portfolios und bestand zu Beginn aus fünf Werken in Italien, die wir zu drei Werken zusammengelegt haben. Daran schloss sich ein strategisches Greenfield-Projekt in Polen an um näher an den Kunden in Nordeuropa zu sein. 2017 war dann ein Jahr geprägt durch signifikantes Wachstum und dem Erreichen wichtiger Meilensteine:
Welche waren das?
Mit der Übernahme des Nutzfahrzeug-Zulieferergeschäfts der Plastik Omnium-Gruppe, der Mecaplast Gruppe sowie dem Erwerb eines brasilianischen Werkes des Autoneum-Konzerns hat die STS Group drei strategische Add-on-Akquisitionen erfolgreich abgeschlossen, ihren Footprint global aufgestellt, vier Forschungszentren etabliert und ein komplementäres Produkt- und Kundenportfolio geschaffen. Heute ist die STS Gruppe mit ca. 2.500 Mitarbeitern in 16 Ländern in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien mit Werken vertreten und vertreibt Soft und Hard Trim-Teile und Lösungen mit den drei Sparten STS Acoustics, STS Plastics und STS Materials.
Sie sprechen die letzten Add-on-Akquisitionen an: Haben sich Ihre Erwartungen an die Zukäufe erfüllt? Wie ist die STS Group nun international aufgestellt?
Ja, unsere Erwartungen als Alleinaktionärin Mutares AG und auch die der STS Group wurden erfüllt und sogar noch übertroffen. Sowohl die aktuelle Marktentwicklung im regional-geprägten Nutzfahrzeugbereich als auch die realisierbaren Wachstums- und Synergiepotentiale haben sich nach erfolgreichem Abschluss der Add-on-Akquisitionen signifikant besser dargestellt als von uns erwartet. Vor allem die Entwicklung in China stimmt uns sehr zuversichtlich, sodass die STS Group hier vor kurzem sogar den Startschuss für eine dritte Produktionsstätte gegeben hat.
Welche Bedeutung hätte ein erfolgreicher Börsengang der STS Group für die Mutares AG?
Für die Mutares AG stellt der Börsengang der STS Group den ersten Exit über den Kapitalmarkt dar und ist daher von besonderem Interesse für uns. Vor allem der Exit in Form eines Teilexits macht es für uns als Altaktionärin zusätzlich spannend, können wir so auch noch am weiteren Wachstum und Heben von Synergien der STS Group partizipieren und weiterhin als stabile Mehrheitsaktionärin zur Seite stehen. Wir glauben fest an die STS Group und sehen das Erreichte als eine erfolgreiche Zwischenetappe.
Sehen Sie bei einem erfolgreichen IPO die STS Group als Blaupause für weitere Plattforminvestments im Mutares-Portfolio, die durch passende Add-on-Akquisitionen Börsenreife erlangen könnten?
Wir hatten unsere neue kombinierte Strategie der Plattform und der sich anschließenden strategischen Zukäufen ja schon vor längerer Zeit kommuniziert und zum ersten Mal bei der STS Group erfolgreich umgesetzt. Für unsere Portfoliogesellschaft Balcke-Dürr haben wir ebenso bereits Zukäufe getätigt, die die Gesellschaft strategisch weiterbringen. Für diese Zukäufe können wir als Mutares unsere Transaktionsexpertise einbringen und so unsere Beteiligungen idealerweise auch nach erfolgreichem Turnaround bei der weiteren strategischen Entwicklung unterstützen und so Mehrwert schaffen.
Mutares hat für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Dividendenvorschlag von einem Euro je Aktie angekündigt – auf aktuellem Niveau entspricht dies einer Rendite von über fünf Prozent. Können Sie sich denn diese Großzügigkeit leisten? Fehlt Ihnen dieses Kapital dann nicht bei den angesprochenen Add-on-Akquisitionen?
Mit unserer Dividendenpolitik wollen wir unsere Aktionäre am Erfolg von Mutares teilhaben lassen und dies gilt auch weiterhin. Wie von Ihnen angedeutet, haben wir dabei natürlich stets auch ein ausgewogenes Verhältnis von Ausschüttung und dem für Zukäufe notwendigen Kapital im Blick. Die direkte Beteiligung unserer Aktionäre an Exiterlösen über die Auszahlung attraktiver Dividenden werden wir aber beibehalten.
Mit welchen Erwartungen blicken Sie –unabhängig von einem etwaigen Börsengang der STS Group – auf das Geschäftsjahr 2018?
Wir blicken voller Zuversicht und gespannt auf 2018 und hoffen auf attraktive Akquisitionen von neuen Plattformen und strategischen Add-ons, um unser Portfolio weiter zu pflegen. Auf Basis unserer aktuellen Deal-Pipeline bin ich überzeugt, dass auch 2018 ein sehr erfolgreiches Jahr für den Mutares Konzern werden kann.
Wie sieht Ihre mittelfristige Zielsetzung aus?
Wir wollen mit Mutares weiter wachsen und sehen hier klar auf Umsatz und Ergebnis, sowie auch auf den NAV, da er für unsere Aktionäre ein Gradmesser für den Mehrwert ist, den wir als Mutares mit unseren Investment- und Expertenteams in und mit unseren Beteiligungen schaffen.
Herr Laik, vielen Dank für das Interview.