Tyler Technologies aus den USA ist schwer angesagt an der Börse. Kein Wunder, ist Tyler doch ein Top-Profiteur der wegen Corona stark zunehmenden Digitalisierung. Am Freitag klettert die Aktie auf 379,93 Dollar und erreicht damit den höchsten Stand seit dem Börsengang. Das Ende der Fahnenstange sollte das nicht gewesen sein.
Tyler Technologies ist seit vielen Jahren Software-Spezialist für den öffentlichen Bereich, auch für die Justiz. Dank Tyler ist der Papierverbrauch im Justizwesen in den vergangenen Jahren dramatisch gesunken: So kam das Collin County (Texas) vor sieben Jahr auf 1,7 Millionen Seiten Papier, die in 600 Kartons gepasst haben. Mittlerweile sind es nur noch 24 Kartons.
Neuester Coup: ein Videokonferenzsystem speziell für das Gerichtswesen. Das Tool ermöglicht den Austausch von Dokumenten und gilt als sicher, was bei Gerichtsverhandlungen elementar ist. Konkurrent Zoom indes wurde zuletzt für laxe Sicherheitsvorkehrungen heftig kritisiert.
Die Technik könnte dauerhaft zum Einsatz kommen, da sie mehrere Vorteile hat. Gerichtsverfahren können so gut wie immer stattfinden, sogar wenn es Stürme oder Überschwemmungen gibt. Darüber hinaus spart der Staat jede Menge Geld, wenn bei den Gerichtsverfahren nicht mehr Anwesenheitspflicht besteht.
Tyler profitiert noch anderweitig vom Turbo-Trend zu mehr Digitalisierung. Das Unternehmen versorgt seit Jahren Schulen mit spezieller Software zum Unterrichtsmanagement. Wie groß der Bedarf an cleveren Digitallösungen in den Schulen ist, hat die Coronakrise brutal vor Augen geführt, als Eltern und Lehrer beim Homeschooling an ihre Grenzen stießen.
Angesichts dessen steht Tyler vor einem bemerkenswerten Geschäftsjahr. Im ersten Quartal steigerte das Unternehmen den Umsatz um zwölf Prozent auf 277 Millionen Dollar. Der Nettogewinn kletterte um sieben Prozent auf 51,5 Millionen. Zum Ende des Quartals verfügte Tyler mit 393 Millionen über ein beruhigendes Cashpolster.
Nach Corona wird die Welt viel digitaler sein, auch dank Tyler Technologies. Ein Schnäppchen ist die Aktie (KGV für 2020: 70) nicht mehr, doch das Momentum ist stark. Spekulativ orientierte Anleger steigen ein.