Die DFV Deutsche Familienversicherung haben nur die wenigsten Investoren auf der Agenda. Dabei steht der Nischenplayer vor einer Neubewertung, nachdem der Versicherer einen Top-Deal mit der Gewerkschaft der Chemie- und Pharmaindustrie abgeschlossen hat. Die Aktie ist bereits kräftig angesprungen. Doch das Potenzial ist enorm.
Ende November 2019 fiel der Startschuss für eine rasante Aufwärtsbewegung. Vom 1. Juli 2021 an werden bis zu 580.000 Beschäftigte über eine tarifliche Pflegezusatzversicherung im Pflegefall besser abgesichert. Durch diese arbeitgeberfinanzierte Innovation verringert sich der Eigenanteil erheblich. Die DFV ist dabei mit 35 Prozent Teil eines Konsortiums. Die R+V-Versicherung ist mit 45 Prozent der Anteile größter Partner, die Barmenia ist mit 20 Prozent dabei. Die DFV Deutsche Familienversicherung wird das entsprechende Versicherungsprodukt und das darauf aufbauende Portfolio verwalten. Folge: Der Familienversicherung steht mit dem Deal nahezu eine Verdoppelung des Prämienvolumens und des Vertragsbestands ins Haus.
Viel Fantasie
Doch damit nicht genug: Die Chemie- und Pharmaindustrie könnte zum Türöffner für andere Branchen werden. Würde die Metall- und Elektroindustrie nachziehen, könnte das für eine Vervielfachung des Prämienvolumens sorgen. Besonders interessant: Je mehr Beschäftigte sich für die Pflegezusatzversicherung entscheiden, desto geringer werden dank der innovativen Digital-Plattform die Verwaltungskosten aufseiten der DFV – bei gleichzeitig dynamisch steigenden Prämieneinnahmen.
Bei aller Euphorie: Profitabel arbeiten Vorstand Stefan Knoll und sein Team noch nicht. Die Kosten für den Ausbau des Vertragsbestands und den Auf- und Ausbau neuer Vertriebswege werden auch 2020 noch für rote Zahlen sorgen. Doch ab 2021 sollte sich das Blatt wenden – und zwar mit Schwung. Bei Erlösen von 135 Millionen Euro könnte der Turnaround gelingen und unter dem Strich ein Gewinn je Aktie von 0,27 Euro stehen. Richtig Fahrt dürfte das Ganze dann ab 2022 aufnehmen, wenn unter dem Strich bereits mehr als ein Euro je Aktie hängen bleiben könnte.
Großes Potenzial
Erste Analysten haben den Ball bereits aufgenommen: Bei Hauck & Aufhäuser kommen die Analysten auf einen fairen Wert von 22 Euro. Mainfirst traut dem digital agierenden Versicherer sogar ein Kursziel von 25 Euro zu.
Heute legt die Gesellschaft nach und berichtet über das abgelaufene Geschäftsjahr: Gemäß vorläufiger IFRS-Zahlen beträgt der Verlust vor Steuern rund 4,5 Millionen Euro und liegt damit deutlich unter der prognostizierten Zielbandbreite von neun bis elf Millionen Euro. Mit 100.034 Verträgen ist das Neugeschäft im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 81 Prozent deutlich gewachsen. Das gesamte neu generierte Prämienvolumen stieg um knapp 70 Prozent auf rund 30 Millionen Euro. „"Wir haben unsere ambitionierten Ziele erreicht. Dank des hohen Einsatzes unserer Mitarbeiter konnten wir das starke Geschäftswachstum mit relativ geringem Personaleinsatz stemme,“ so Vorstand Knoll
Ein Blick auf den Chart zeigt, dass die Aktie bereits mit einem satten Kurssprung auf den jüngsten Newsflow reagiert hat. Stellt sich der dynamische Anstieg des Prämienvolumens aber wie erwartet ein, dürfte das am Ende erst der Anfang einer ebenso dynamischen Aufwärtsbewegung gewesen sein. DER AKTIONÄR hat die Aktie Anfang des Jahres in Ausgabe 02/20 als "Hot-Stock" bei Kursen um 16 Euro vorgestellt. Das Ziel des AKTIONÄR lautet unverändert 25 Euro. Anleger sollten auf dem Weg dahin aber auch die eine oder andere Verschnaufpause samt Rücksetzer einkalkulieren.