Bereits in Ausgabe 29/20 wurden die Hintergründe bei Allgeier in der Titelstory („Mit diesen Aktien stillen Sie Ihren Renditehunger“) bei Kursen um 36,10 Euro thematisiert. „Kommt die Abspaltung, fliegt die Aktie“ lautete die Überschrift. Mittlerweile nimmt die Abspaltung der Technology-Einheit Nagarro Formen an – und die Aktie notiert rund 75 Prozent höher. Doch da geht noch mehr.
Allgeier führt mit einem kompletten IT-Dienstleistungsspektrum seine Kunden durch die Herausforderungen des digitalen Wandels. Dazu zählen unter anderem maßgeschneiderte Software und Technologie-Dienstleistungen, komplette IT-Lösungen, das SAP- Integrationsgeschäft und flexible IT-Lösungen für Arbeitskräfte und Personaldienstleistungen. Damit alle Einheiten ihren Vorzügen entsprechend entwickelt werden können, wird die Holdingstruktur nun entflechtet. Bis Ende des Jahres soll das in der Nagarro-Gruppe gebündelte internationale Softwareentwicklungs- und Digitalisierungsgeschäft abgespalten werden. Am Ende gibt es mit Nagarro und Allgeier zwei börsennotierte Gesellschaften.
Wachstumschancen nutzen
Nagarro und Allgeier sind beide im IT-Umfeld aktiv, haben jedoch unterschiedliche Schwerpunkte und regionale Ausrichtungen. „Beide Einheiten haben gute Möglichkeiten, sich zu entwickeln“, sagt Andreas Wolf von Warburg Research. „Nagarro stärker international mit einem Fokus auf kundenspezifische Softwareentwicklung und SAP-Dienstleistungen. Allgeier mit einem Fokus auf den deutschsprachigen Raum. Auch dieser Markt ist stark fragmentiert. Das IT-Services-Geschäft und Experts bieten interessante Synergiepotenziale“, ist der Analyst überzeugt.
„Für Nagarro ist es wichtig, mit einem eigenständigen Listing und Branding im Markt mehr Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit erlangen zu können, was unseres Erachtens auch attraktivere Kapitalmarktbewertungen ermöglichen wird“, erklärt Allgeier-Vorstand Carl Georg Dürschmidt. IT-Experte Wolf stimmt zu: „Der Markt für kundenspezifische Softwareentwicklung wächst dynamisch und ist stark fragmentiert. Als separate Einheit kann Nagarro besser die sich bietenden Wachstumschancen nutzen. Dazu zählen auch Übernahmen. Insgesamt verbreitert so das separate Listing die Handlungsoptionen gerade vor dem Hintergrund der höheren Bewertung der Vergleichsunternehmen.“
Die nächsten Termine
Der Fahrplan für den Spin-off steht. Als Nächstes muss die Hauptversammlung am 24. September die Abspaltung durchwinken, angesichts der Aktionärsstruktur nur noch eine Formsache. Um möglichst vielen institutionellen Investoren die Vorzüge der Nagarro-Abspaltung zu verdeutlichen, findet am 28. September in München ein Capital Markets Day (CMD) statt. Parallel laufen einige Roadshows.
Im Dezember soll mit dem Gang an die Börse der finale Schritt vollzogen werden. Für jede Allgeier-Aktie sollen die Aktionäre eine Nagarro-Aktie erhalten. Beide Gesellschaften haben damit zunächst eine ähnliche Aktionärsstruktur. Formal wird der Kurs der Allgeier-Aktie ab dem ersten Handelstag nach dem Wirksamwerden der Abspaltung „ex Abspaltung“ notieren. Vergleichbar wie bei Dividenden wird die Allgeier-Aktie dann ohne den Wert der Nagarro-Aktie gehandelt werden.
Alles eine Frage der Bewertung
Bleibt die Frage, welchen Wert man den Nagarro-Aktien und den neuen Allgeier-Papieren zuschreiben kann. Fakt ist: Die wachstumsstarke Technologie-Einheit Nagarro wird nach dem Spin-off direkter mit der Peergroup der globalen Softwareentwicklungs- und Digitalisierungsunternehmen vergleichbar – und die sind dank der höheren Umsatz- und Gewinn-Multiples auch durch die Bank höher bewertet.
Daneben dürfte der wegfallende Konglomeratsabschlag eine höhere Bewertung ermöglichen. Aber auch für die verbleibende Allgeier ist die Abspaltung eine große Chance für eine neue Positionierung als einer der wenigen großen IT-Dienstleister im deutschsprachigen Raum. Die nach der Restrukturierung sichtbare Margenerholung bei Experts sorgt für Fantasie.
„Legt man die Bewertung der Vergleichsunternehmen der Nagarro zugrunde und für Nagarro das für das nächste Jahr erwartete Ergebnis, so ist der Wert von 90 Euro bereits gerechtfertigt“, zieht Wolf ein positives Fazit. „Der Wert der verbleibenden Allgeier deckt die Overheadkosten ab. Möglicherweise wäre bei der derzeitigen Marktlage noch etwas Luft nach oben.“
Das Timing hat gepasst. DER AKTIONÄR ist mit seiner Empfehlung im Juli rechtzeitig auf den Nagarro-Express aufgesprungen. Angesichts der starken Aussichten sollte sich aber auch auf dem aktuellen Niveau ein Einstieg rentieren. Wird die Abspaltung wie geplant vollzogen, sollte die Aktie bis dahin ihren Aufwärtstrend fortsetzen. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot auf dieses Szenario.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.