Der Klimaschutz gewinnt in der Politik weiter an Bedeutung. Die großen Sieger sind die Grünen – sowohl in Deutschland als auch im Europaparlament. An der Börse dürften „grüne Aktien“ weiter in den Fokus rücken. Das gilt auch für Akasol, Hersteller von Hochleistungs-Lithium-Ionen-Batteriesystemen für Busse, Bahnen und Nutzfahrzeuge.
Akasol ordert die Batteriezellen von Samsung SDI, LG oder CATL, veredelt diese mit Hard- und Software und bieten sie ihren Kunden als maßgeschneiderte Lösungen für individuelle Anwendungen zum Kauf an.
Namhafte Kunden
Die Kundenliste der Darmstädter kann sich sehen lassen. Daimler und der skandinavische Bus- und Brummihersteller Volvo zählen dazu. Besonders erfreulich: Daimler hat Akasol bereits mit der Entwicklung von Batteriesystemen der zweiten, effizienteren Generation beauftragt. Auch Volvo geht in die Verlängerung. In Finanzkreisen wird auch der Markteintritt von Akasol in China diskutiert. Erste Pilotprojekte mit einem asiatischen Produzenten laufen dem Vernehmen nach. Offizielle Statements dazu gibt es noch keine.
Zudem könnte Akasol bei einem großen Pkw- und Nutzfahrzeughersteller (wahrscheinlich VW) als Lieferant bei Schnellladelösungen zum Zuge kommen. Passt die Zusammenarbeit in einem regionalen Pilotprojekt, winken millionenschwere Folgeaufträge. Herzstück ist ein wassergekühltes Akasol-Batteriesystem, das mehrere Fahrzeuge gleichzeitig laden kann. Akasol könnte sich damit auch als Infrastrukturzulieferer für Schnellladelösungen positionieren.
Starke Aussichten
Das Umfeld passt: Politiker und Lobbyverbände wollen eine Verkehrswende. Für den europäischen Markt für Hybrid- und E-Busse wird ein jährliches Wachstum von mehr als 35 Prozent prognostiziert, da nach den erfolgreichen Tests der Flottenbetreiber nun Großaufträge folgen sollen. Daher konzentriert sich Akasol konsequent auf den Ausbau der Produktionskapazitäten: Das Stammwerk im hessischen Langen kann nach dem Ausbau voraussichtlich noch im Jahr 2019 im Dreischichtbetrieb unter Volllast fahren. Damit wird Akasol ab dem ersten Quartal 2020 dort pro Jahr über eine Produktionskapazität von 800 MWh (aktuell 300 MWh) verfügen. Pro Jahr können dann bis zu 4.000 vollelektrische Busse oder mittelschwere Nutzfahrzeuge mit passenden Batteriesystemen ausgestattet werden.
In den USA soll der Markteintritt mit einem neuen Werk mit 400 MWh jährlicher Kapazität gelingen. Dazu soll im Großraum Detroit 2020 ein Werk eröffnet werden. Geplant sind Investitionen im mittleren zweistelligen Millionenbereich in den kommenden fünf Jahren. Der Bundesstaat Michigan werde das Projekt mit einem einstelligen Millionenbetrag bezuschussen.
Zudem wird für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag eine neue Firmenzentrale gebaut, die 500 statt 200 Mitarbeitern Platz zum Arbeiten und vor allem zum Forschen und Entwickeln bieten soll. Mit dem Börsengang vor einem Jahr wurden die notwendigen liquiden Mittel in Höhe von rund 100 Millionen Euro in die Firmenkasse gespült.
Rasantes Wachstum
Die Umsätze verdoppelten sich im ersten Quartal auf 9,1 Millionen Euro – so viel wie im kompletten ersten Halbjahr 2018. Das EBIT halbierte sich dabei zwar auf 0,2 Millionen Euro (EBIT-Marge: 1,7 Prozent). Diese Entwicklung wurde allerdings so erwartet, da der Personalaufbau auf die zum Jahresende benötigten Kapazitäten und Strukturen ausgerichtet ist. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand aber schon mit einem Umsatzanstieg auf mindestens 60 Millionen Euro und einer bereinigten EBIT-Marge von mindestens sieben Prozent. Das scheint bei einem Auftragsbestand von 1,47 Milliarden Euro einfach zu erreichen zu sein, bedeutet aber auch jede Menge Arbeit – und vor allem volle Kostenkontrolle. Die Akasol-Wachstumsstory dürfte in den nächsten Jahren richtig Fahrt aufnehmen.
Zu diesem Schluss kommen auch die Experten von Hauck & Aufhäuser. Sie sehen die Aktie daher erst bei 64 Euro fair bewertet – also über 50 Prozent über dem aktuellen Niveau.
Die Rahmenbedingungen könnten besser kaum sein. Akasol sollte dank der starken Positionierung von der steigenden Marktdynamik profitieren. Kann die Produktionskapazität wie geplant ausgebaut werden, dürften Umsatz und Gewinn in den kommenden Jahren förmlich explodieren – und auch im Depot für ein sattes Grün sorgen. Das AKTIONÄR-Kursziel lautet: 63 Euro.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Akien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.