Europas großer Flugzeugbauer hat beeindruckende Quartalszahlen vorgelegt. Sogar optimistische Prognosen wurden übertroffen. Dennoch mag der MDAX-Wert am Mittwoch nicht recht in die Gänge kommen. Offenbar hatte der Markt einen Teil des Zwischenergebnisses mit dem jüngsten Rekordhoch bereits vorweg genommen.
Der reißende Absatz seiner A320neo-Mittelstreckenjets hat dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus im zweiten Quartal kräftige Sprünge bei Umsatz und Gewinn beschert. Der Umsatz zog um 23 Prozent auf 18,3 Milliarden Euro an. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) legte um 72 Prozent auf 1,98 Milliarden Euro zu und übertraf damit die Erwartungen von Analysten.
Unter dem Strich verdiente der Boeing-Rivale knapp 1,2 Milliarden Euro und damit mehr als fünfmal so viel wie ein Jahr zuvor. In der ersten Jahreshälfte 2018 hatten noch hohe Steuern und Bewertungseffekte das Ergebnis belastet. - Die Airbus-Pressemitteilung mit Details zum Quartalsergebnis können Sie hier einsehen.
Airbus-Chef Guillaume Faury sieht den Konzern auf Kurs, im laufenden Jahr wie geplant 880 bis 890 Passagier- und Frachtflugzeuge auszuliefern. Allerdings bleibe dieses Ziel in der zweiten Jahreshälfte herausfordernd. Der bereinigte operative Gewinn soll um etwa 15 Prozent steigen, wenn man mögliche Fusionen und Übernahmen herausrechnet.
Airbus-Aktie steigt nur leicht
Konkurrent Boeing verzeichnete hingegen in der vergangenen Woche den größten Quartalsverlust aller Zeiten aufgrund der Grundkrise. Der US-Flugzeugbauer leidet vor allem unter dem Flugverbot seines größten Gewinnbringers vom Typ 737 Max, nachdem zwei dieser Flieger wegen technischer Probleme abgestürzt waren.
Die Aktien von Airbus reagierten zunächst mit steigenden Kursen auf die Quartalszahlen. Bis auf 129,88 Euro ging es nach oben, bevor der Kurs wieder etwas zurückkam. Ihr Rekordhoch markierten die Flugzeug-Aktien am 19. Juli bei 133,82 Euro. Marktteilnehmer wollen allerdings nicht ausschließen, dass es nach der starken Entwicklung des Wertes seit Jahresbeginn im Handelsverlauf zu Gewinnmitnahmen kommen könnte.
Für Rückenwind sorgte auch, dass dem Flugzeugbauer ein Milliardenauftrag für seine A220-Familie bevorsteht. Die Fluggesellschaft Air France-KLM will 60 A220-300 Jets der Mittelstrecken-Baureihe von Airbus kaufen. Im Gegenzug wird der Riesenflieger A380 bei der französisch-niederländischen Airline ausgemustert.
Analysten zuversichtlich
Analysten zeigten sich von dem Airbus-Zahlenwerk insgesamt beeindruckt. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Aktien von Airbus nach Quartalszahlen auf der "Conviction Buy List" mit einem Kursziel von 157 Euro belassen. "Kurz gesagt: sehr starke Zahlen", schrieb Analyst Chris Hallam in einer ersten Reaktion am Mittwoch. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) liege um 12 Prozent über der vom Unternehmen aufgestellten Konsens-Prognose. Der bestätigte Ausblick für das Gesamtjahr reflektiere die Vorsicht des Managements hinsichtlich der Auslieferungen im zweiten Halbjahr.
David Perry von JPMorgan bezeichnete das zweite Quartal des Flugzeugbauers als sehr stark. Er erwartet mit einem Kursziel von 163 Euro sogar noch mehr. Mögliche Schwierigkeiten beim Hochfahren der Produktion des A321 erachtete Perry als von vorübergehender Natur. Die von US-Zöllen möglicherweise ausgehenden Risiken seien nur schwer zu quantifizieren. Er würde jeden Kursrücksetzer zum Kauf der Aktien nutzen.
Airbus hat zum ersten Mal offiziell vor Einbußen bei Lieferungen und Finanzen gewarnt, falls die Vereinigten Staaten tatsächlich Zölle auf europäische Flugzeuge erheben sollten.
Die Airbus-Aktie läuft weiterhin in einem zum Jahresanfang begonnenen Aufwärtstrend. Zwischenzeitliche Gewinnmitnahmen sind gesund und verhindern, dass die Aktie heiß läuft. DER AKTIONÄR hält weiterhin an seiner positiven Einschätzung zur Airbus-Aktie fest. Der Stoppkurs sollte bei 98,00 Euro belassen werden.
(Mit Material von dpa-AFX)