Der niederländische Zahlungsabwickler Adyen hat mit seinem erfolgreichen Börsengang im vergangenen Jahr für Furore gesorgt. Am Mittwoch (27. Februar) wird der Überflieger zum ersten Mal nach dem IPO eine Jahresbilanz vorlegen. Bewertung und Erwartungen sind im Vorfeld bereits sehr hoch.
Im Schnitt rechnen die von Bloomberg befragten Analysten für 2018 mit einem Netto-Umsatz von 335,2 Millionen Euro, was einen Anstieg um 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeuten würde. Beim operativen Gewinn (bereinigtes EBITDA) wird sogar ein Plus von satten 59 Prozent auf 157,6 Millionen Euro erwartet. Der Nettogewinn soll laut Schätzungen auf 111,9 Millionen Euro steigen (2017: 71,0 Millionen Euro).
Adyen selbst hatte für das Gesamtjahr ein Umsatzplus von mindestens 40 Prozent in Aussicht gestellt. Alles unter 50 Prozent Wachstum dürfte vom Markt jedoch negativ aufgenommen werden. Die Voraussetzungen für anhaltend starke Zuwächse auf Jahressicht sind allerdings recht gut, denn bereits im ersten Halbjahr waren die Erlöse um 67 Prozent gestiegen. In der zweiten Jahreshälfte dürfte Adyen unter anderem das starke Weihnachtsgeschäft im Online-Handel sowie die wachsende Kundenbasis in die Karten gespielt haben.
Kaufempfehlung trotz Warnung bestätigt
Analyst Sandeep Deshpande von der US-Großbank JPMorgan gibt sich vor den Zahlen unverändert optimistisch und hat sein „Overweight“-Rating mit einem Kursziel von 700 Euro bestätigt. Er rechne mit kräftigen Neukunden-Zuwächsen und einem Umsatzplus von über 40 Prozent im zweiten Halbjahr 2018. Er warnt allerdings gleichzeitig vor den hohen Erwartungen der Anleger.
Die Turbulenzen beim deutschen Rivalen Wirecard wegen angeblicher Bilanz-Manipulation hatten in den vergangenen Wochen keinen Einfluss auf den Kurs der Adyen-Aktie. Während die Wirecard-Aktie seit Jahresbeginn rund 13 Prozent eingebüßt hat, notiert Adyen über 40 Prozent höher. Im Zuge dessen hat allerdings auch die Bewertung der Niederländer weiter angezogen – aktuell kommt der Börsenneuling auf ein 2019er-KGV von 119.
Hohes Risiko – Stopp nachziehen
Damit ist bereits jede Menge Wachstumsfantasie in den Kurs eingepreist. Entsprechend hoch ist das Rückschlagrisiko, sollte der Payment-Anbieter mit den Zahlen oder dem Ausblick auch nur knapp unter den hohen Erwartungen der Anleger liegen. Wer investiert ist, sollte vor den Zahlen gegebenenfalls noch den Stopp nachziehen.