Der Sportartikelkonzern Adidas hat sich nach einem schwierigen Jahr 2014 wieder frei gestrampelt. Für die ersten drei Monate des neuen Geschäftsjahres erwarten Analysten kräftige Zuwächse bei Umsatz und Gewinn. Geholfen hat dabei vor allem die Erholung des Rubels. Russland ist einer der wichtigsten Einzelmärkte von Adidas. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern Wertberichtigungen auf sein Russland-Geschäft wegen des Verfalls der Währung vornehmen müssen.
Hohe Erwartungen
Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten erwarten 3,94 Milliarden Euro Umsatz, was 13 Prozent mehr wären als im Vorjahr. Die Investmentbank Equinet schätzt, dass bis zu 8 Prozentpunkte auf das Konto der Währungseffekte gehen. Das Betriebsergebnis dürfte um 11 Prozent auf 342 Millionen Euro steigen und der auf die Anteilseigner entfallende Nettogewinn um etwa 8 Prozent auf 220 Millionen Euro zulegen.
Probleme bei Taylormade
Adidas hatte zuletzt auch mit einer Reihe von hausgemachten Problemen zu kämpfen. Die Golftochter TaylorMade war in Turbulenzen geraten, weil immer weniger Menschen Golf spielen und Adidas zu spät auf diese Entwicklung reagiert hat. In den USA fiel der Konzern zudem weiter zurück und wurde sogar von der wesentlich kleineren Firma Under Armour auf die Plätze verwiesen. Im Verlauf des Jahres 2014 musste der Konzern gleich mehrfach seine Ziele korrigieren.
Die Investmentbank JPMorgan geht davon aus, dass das Golfgeschäft im ersten Quartal noch unter Druck stand, da neue Produkte erst im zweiten Quartal auf den Markt kommen werden. Bei der Fitness-Tochter Reebok wiederum dürfte sich die Schließung einiger Outlets negativ niedergeschlagen haben. Deutlich nach oben hingegen wird den Experten zufolge die Umsatzkurve bei der Stammmarke Adidas zeigen.
Schwächen in Russland
Der Konzern wird ab diesem Jahr seine regionale Berichterstattung ausweiten und unter anderem Russland sowie Japan separat ausweisen. Die meisten Analysten gehen davon aus, dass der russische Markt im ersten Quartal noch Schwächen aufweist. Für Lateinamerika rechnen die Experten nur mit stabilen Umsätzen, da im Vorjahr die Fußball-Weltmeisterschaft das Wachstum in der Region angekurbelt hatte. Für Westeuropa dürften hingegen zweistellige Umsatzzuwächse verbucht werden. Auch Nordamerika sollte zugelegt haben.
Das Ruder in dem wichtigsten Sportmarkt der Welt wieder herumzureißen, sei eine der Hauptprioritäten, hatte Vorstandschef Herbert Hainer gesagt. Unter anderem in den großen amerikanischen Sportarten Baseball, Basketball und American Football müsse Adidas stärker präsent sein.
Schnelligkeit ist Trumpf
Darüber hinaus will der Konzern bei der Einführung neuer Produkte schneller werden. Zudem wird kräftig ins Marketing investiert. Auch eigene Verkaufsflächen und der Handel im Internet sollen eine größere Rolle spielen. Dies sind alles Bestandteile der mittelfristigen Strategie, die Adidas Ende März vorgestellt hatte. Ausgehend von den Ergebnissen für 2015 soll der währungsbereinigte Umsatz so bis 2020 im Schnitt jährlich im hohen einstelligen Bereich wachsen. Der Konzerngewinn soll im gleichen Zeitraum um etwa 15 Prozent pro Jahr zulegen. Im laufenden Jahr will Adidas den Gewinn um bis zu zehn Prozent und den währungsbereinigten Umsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich steigern.
Under Armour – ein neuer Star am Sporthimmel
Fakt ist: Das Marktumfeld für Adidas ist schwieriger geworden. In den USA wurde Hainer mit seinem Team von Under Armour auf Rang 2 verdrängt. Under Armour wird in Europa sowie in Asien bald kräftig Gas geben. Zwar hat Adidas nach dem scharfen Rücksetzer vor einigen Monaten wieder kräftig Boden gut gemacht, dennoch entwickelt sich die Aktie von Under Armour, dem Top-Tipp konservativ aus Ausgabe 09/2015 von DER AKTIONÄR deutlich besser.
(Mit Material von dpa-AFX).