Die Nordex-Rallye ist bei Anlegern in Deutschland in aller Munde. Mit einem Plus von 70 Prozent seit Jahresbeginn hat die TecDAX-Aktie die wichtigsten Wettbewerber in Europa an der Börse auch in den Schatten gestellt. Doch Anleger sollten sich nicht nur auf den deutschen Markt konzentrieren, denn die Windbranche hat noch mehr zu bieten.
Das Comeback der Windkraft macht sich vor allem in den prall gefüllten Auftragsbüchern der Konzerne bemerkbar. Vestas, Nordex und Co haben zuletzt reihenweise Großaufträge vermeldet. Vor allem die Expansion in neue Märkte wird dabei vorangetrieben. Hier ist das Potenzial deutlich größer, der deutsche Markt beispielsweise ist aufgrund des harten Preiskampfs dagegen nicht mehr sonderlich attraktiv.
Boomende Windkraft
Insgesamt bleibt das Marktumfeld zwar schwierig, viele Windkonzerne leiden mit schwachen Margen unter dem Preisdruck. Bei den Turbinenherstellern spielt dabei aber die Größe eine entscheidende Rolle, Skaleneffekte sind von großer Bedeutung. Die jüngste Gewinnwarnung des kleinen Players Senvion bestätigt das eindrucksvoll. Der dänische Weltmarktführer Vestas dagegen kommt gut mit dem Preiskampf klar. 2018 wurde der Marktanteil bei Neuaufträgen laut Bloomberg New Energy Finance von 16 auf 22 Prozent ausgebaut – ein starker Barmittelfluss und eine hohe Effizienz im Vergleich mit den Rivalen ist die Folge.
Offshore-Potenzial
Dabei verspricht vor allem das Thema Offshore-Wind – also Windparks auf dem offenen Meer – viel Spannung. Außerhalb von Europa gibt es bislang kaum Windräder auf hoher See, vielen Ländern waren solche Projekte bislang schlicht zu kostspielig. Doch der Wind hat sich gedreht. Orsted und EnBW haben in Deutschland bereits 2017 erstmals Angebote für Windparks ohne staatliche Förderung abgegeben – ein notwendiger Schritt, um Offshore-Wind nachhaltig zu etablieren.
Möglich ist dies nur dank der rasanten technologischen Evolution. Windräder werden immer größer und mächtiger – die Turbinenleistung legt überproportional zu. Windräder mit einer Turbinenleistung von 15,0 Megawatt sollen bereits 2025 im Meer möglich sein. Zur Einordnung: Eine Turbine mit einer Leistung von 18 Megawatt kann rund 18.000 Haushalte mit Strom versorgen. Auch bei den Stromgestehungskosten steht Offshore-Wind inzwischen im Vergleich zu Atom- oder Gaskraftwerken gut da.
Profiteur Orsted
2017 hat sich Dong Energy in Orsted umbenannt – es ist eine Erfolgsgeschichte. Bei Offshore-Windparks ist Orsted nun Weltmarktführer. Der Clou: Bislang ist der Konzern lediglich in Europa tätig, doch die Expansion ist bereits geplant. Gelingt nun der globale Offshore-Durchbruch, ist das Potenzial für Orsted dank des technologischen Vorsprungs riesig.
Dänische Perlen
Windenergie ist wieder „in“. DER AKTIONÄR favorisiert langfristig die beiden dänischen Weltmarktführer. Der Turbinenhersteller Vestas ist dabei etwas spekulativer als der Windparkbetreiber Orsted. Die deutsche Nordex hingegen bleibt Tradern vorbehalten, eine Verschnaufpause scheint aber nach der 70-Prozent-Rallye überfällig.