Die Norma Group will sich noch stärker auf ihr Kerngeschäft als Marktführer für Verbindungstechnologie fokussieren. Der Vorstand hat daher beschlossen, sein Wassergeschäft abzustoßen und einen entsprechenden Prozess zum Verkauf der globalen Geschäftsaktivitäten der strategischen Geschäftseinheit Water Management einzuleiten. Wird das der Beginn einer Neubewertung?
„In einem anhaltend schwierigen Marktumfeld haben wir unser Portfolio überprüft und sondieren Verkaufsoptionen für das globale Wassermanagement-Geschäft“, so der Vorstandsvorsitzender Guido Grandi. „Wir konzentrieren uns künftig noch stärker auf unsere angestammten Kerngeschäftsfelder: funktionskritische Verbindungstechnik für Mobilität, Infrastruktur, Maschinen und weitere Industrieanwendungen.“
Durch die Abspaltung will die Gesellschaft Ressourcen und Kapazitäten für weiteres Wachstum in den Geschäftsbereichen Industry Applications und Mobility & New Energy freisetzen. Diese Bereiche verfügen über viele Synergien: Es handelt sich vielfach um ähnliche oder identische Produktgruppen, die in denselben Werken produziert werden können. Zu den Produkten zählen Metallschellen, Rohrkupplungen, Kunststoffsteckverbinder, Leitungssysteme und weitere Verbindungselemente. „Wir sehen insbesondere im Bereich Industry Applications großes Potenzial für profitables Wachstum, sowohl aus eigener Kraft als auch durch Akquisitionen“, so der Firmenlenker.
Der Verkaufsprozess wird nun eingeleitet. Dauer und Ergebnis dieses Prozesses sind derzeit offen. Zur Einordnung: Im Bereich Water Management wurde im Geschäftsjahr 2023 ein Umsatz in Höhe von rund 300 Millionen Euro erzielt, was rund einem Viertel des Konzernumsatzes von rund 1,2 Milliarden Euro entspricht. Vergleichbare Verkäufe wurden zuletzt für den doppelten Jahresumsatz vollzogen. Dabei gilt es, die Nettoverschuldung von rund 340 Millionen Euro zu berücksichtigen. Zum Vergleich: Der Börsenwert beträgt nach dem heutigen Kurssprung nur 440 Millionen Euro. Das zeigt am Ende, dass das Wassergeschäft mehr Wert ist als die derzeitige Marktkapitalisierung.
Spannend: Mit den möglichen Einnahmen aus einem Verkauf könnte der Bereich Industry Applications durch Zukäufe weiter gestärkt werden, aber auch eine Sonderausschüttung an die Aktionäre ist nicht auszuschließen.
Am Ende will Vorstand Grandi den Kunden einen Mehrwert mit innovativer Verbindungstechnologie bieten und nachhaltig profitables Wachstum erzielen. „Den 2023 gestarteten Ausbau des Industriegeschäfts im Rahmen des Programms ‚Step Up‘ setzen wir mit dem nun angestoßenen Prozess konsequent weiter fort“, so der CEO.
Die Analysten von Oddo BHF stufen die Meldung über den beabsichtigten Verkauf der Wassermanagement-Sparte als "Big News" ein. Damit würde enorm Wert geschöpft. Denn internationale Wettbewerber im Wassermanagement-Bereich würden mit KGV zwischen 16 und 18 gehandelt und Norma (vor dem 17% Kurssprung) nur mit gut 5. Sie haben die Aktie daher von „Neutral“ auf „Outperform“ hochgestuft und den fairen Wert mit 18,10 Euro beziffert.
Ein Blick auf den Chart zeigt, dass mit der Norma-Aktie in den letzten Monaten nur wenig zu holen war. Das könnte sich mit dem geplanten Sparten-Verkauf und der anschließenden Neuausrichtung ändern. Anstehende Konsolidierungsphasen nach dem Kurssprung könne daher durchaus zum Aufbau einer Position genutzt werden.