Noch vor einem Jahr war der LSF Asian Solar & Wind der beste deutsche Aktienfonds. Fondsmanager Christofer Rathke sagte damals im Interview mit dem AKTIONÄR einen weiteren Aufschwung der Solar-Aktien voraus. Doch der Höhenflug pausiert (wie von Top-Analyst Reid befürchtet). Aktien wie JA Solar und Trina Solar rutschten im Jahresverlauf zwischen 30 und 50 Prozent ins Minus. Jetzt hat der Solar-Fonds in einem neuen Monatsbericht auf ein "bizarres Kreuzfeuer von besorgten Anfragen“ reagiert. „Investoren wollten von uns hören, was zum Teufel denn wieder mit den Solarherstellern los sei?“
Jahresend-Rallye
Rathke erklärt seinen Anlegern detailliert, wo seiner Ansicht nach die Gründe zu finden sind. So startete das mehrmals verzögerte neue Solar-Förderprogramm von China erst im September. Der Großteil der von der Regierung für 2014 vorgesehenen Installationen von 13 GW werde deshalb erst im November und Dezember stattfinden. „Es bahnt sich also wieder ein typischer „Year-End-Rush“ an“, teilt der LSF mit.
Bremse starker Dollar
Auch der starke Dollar bremst die Erholung: „Während eine expandierende globale Nachfrage nach Modulen die zyklische Erholung der Solarbranche weiterhin unterstützt, investieren Hersteller zu wenig in neue Kapazitäten. Nun wird zusätzlich das Risiko von dramatischen Währungsverschiebungen ihre Investitionsneigung dämpfen.“
Engpass droht
Die Pleite von GT Advanced Technologies signalisiere, dass zumindest den Ausrüstern der Solarindustrie weiterhin harte Zeiten bevorstehen. Erst 2015 solle zögerlich ein neuer Investitionszyklus beginnen. Frühestens 2016 könnten signifikante neue Produktionsstätten eine bis dahin stetig weitersteigende Nachfrage bedienen.
Smog gibt Rückenwind
Der These, dass die zuletzt stark gefallenen Preise für fossile Brennstoffe auch die Wirtschaftlichkeit von Solarenergie beeinträchtigen könnten, widerspricht der Fondsmanager: „Billigere Kohle verbessert nicht die Luft. Nord– und zentralchinesische Großstädte leiden seit September wieder an chronischem Smog.“
JA Solar
Die Industrie sei jetzt schon wieder maximal ausgelastet. Als Beispiel führt Rathke ein Gespräch mit JA Solar an. Seit August seien ihre durchschnittlichen Verkaufspreise (ASPs) in China von 0,53 US-Dollar auf gegenwärtig 0,59 US-Dollar angestiegen.
Solarworld bremst
Indirekt gibt LSF auch Solarworld Schuld an der gebremsten Expansion einiger Hersteller. Ein Grund sei, der immer weiter eskalierende Protektionismus durch die von SolarWorld initiierten Schutzzölle in Europa und den USA. Es bestehe immer noch keine Gewissheit, ob das US-Handels-ministerium die zuletzt im August eingeführten neuen vorläufigen Schutzzölle im Dezember bestätigen werde.
Kommt die große Rallye?
Unterm Strich bleibt Rathke sehr optimistisch. In einem Interview mit Das Investment geht er davon aus, „dass sich die Kurse der Marktführer und einiger anderer Firmen in den kommenden zwei Jahren mindestens verdreifachen.“ Hauptgrund sind die niedrigen Bewertungen. Als Beispiel ist im LSF-Monatsbericht JA Solar angeführt. Das Papier sei mit einem Füntel des erwarteten Umsatzes für 2015 bewertet, einem Drittel ihres Buchwertes und einem KGV von unter 4. Im Schnitt sind die bei Bloomberg aufgeführten Analysten etwas vorsichtiger, schätzen jedoch immer noch ein günstiges KGV von 6.
Charttechnisch angeschlagen
DER AKTIONÄR sieht auf lange Sicht trotz der harten Konkurrenzsituation weiterhin Chancen für einzelne asiatische Solarmodulhersteller. Dennoch sollte vor einem Neueinstieg eine saubere charttechnische Trendwende der sehr volatilen Aktien abgewartet werden.