34 Prozent der Personaler in deutschen Firmen geben an, vor einem Bewerbungsgespräch das Business-Netzwerk Xing anzusurfen, um sich vorab über den potenziellen neuen Mitarbeiter zu informieren. Unternehmen werden auch selbst aktiv, um inmitten der Millionen Manager- und Angestelltenprofile versteckte Talente zu entdecken: 28 Prozent aller deutschen Firmen nutzen die Suchfunktion bei Xing, um Mitarbeiter mit bestimmten Qualifikationen und Kriterien zu finden – und lassen sich die Präsenz auf der Plattform einiges kosten.
Marktführer im deutschsprachigen Raum
Das Überraschende dabei: Xing ist und bleibt Marktführer im Bereich Businessportale im deutschsprachigen Raum. US-Gigant LinkedIn wächst zwar mittlerweile auch kräftig, liegt jedoch mit fünf Millionen Nutzern deutlich hinter Xing (knapp acht Millionen). Was das Vertrauen der Personaler angeht, ist der Unterschied sogar noch größer: LinkedIn wird nur halb so oft genutzt wie Xing.
Nachdem deutsche Player wie studiVZ gnadenlos von US-Giganten wie Facebook verdrängt wurden, war die Skepsis vieler immer groß. Wird Xing dem Ansturm standhalten? Ja. Und das erstaunlich souverän. Im dritten Quartal entschieden sich 282.000 Mitglieder für eine Anmeldung auf Xing, was das höchste Mitgliederwachstum seit dem IPO im Jahr 2006 ist.
Florian Söllner im DAF-Interview zu Xing:
Nähe zu den Menschen
US-Konkurrent LinkedIn hat zwar den großen Vorteil, dass anders als bei Xing auch Kontakte aus den USA oder England vertreten sind. Doch die fehlende globale Präsenz ist dem Xing-Finanzvorstand Ingo Chu zufolge nicht nur Nachteil, sondern auch eine Chance: "Wir sind nah bei den Menschen. Durch unsere Fokussierung sind wir in der Lage, unseren Nutzern ein auf ihre lokalen Bedürfnisse maßgeschneidertes Produkt anzubieten", so Chu. "Unsere Wettbewerber als globale Anbieter müssen zwangsläufig auf den kleinsten gemeinsamen globalen Nenner beschränken."
Der Markt ist ohnehin groß genug für beide Anbieter. Werden Business-Netzwerke so populär wie im angelsächsischen Raum, könnte Xing seine aktuell knapp acht Millionen Nutzer noch auf bis zu 20 Millionen steigern. Das sieht auch Chu so: "Selbstverständlich sehen wir noch ausreichend Raum für weiteres Umsatzwachstum. Wir wollen unsere 2012er-Umsätze bis 2016 verdoppeln." Ausgehend vom 2014 erreichten Niveau würde dies einen weiteren 50-Prozent-Sprung innerhalb von zwei Jahren bedeuten. Im jüngst abgelaufenen dritten Quartal wuchs Xing mit 20 Prozent. Das EBITDA legte mit 47 Prozent stärker zu als von Analysten erwartet.
Reichlich Potenzial
Die AKTIONÄR-Altempfehlung hängt derzeit an der 94-Euro-Marke fest. Es dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein, bis Xing wieder dreistellige Kurse erreicht. Die Investmentbank Close Brothers Seydler sieht sogar ein Kursziel von 140 Euro. Die starke Wachstumsdynamik habe positiv überrascht, sagt Analyst Marcus Silbe. Xing sei mit seinem Kerngeschäft auf gutem Weg.