Der drittgrößte deutsche Kabelnetzbetreiber Tele Columbus hat im vergangenen Jahr vor allem dank seiner Übernahmen einen kräftigen Sprung gemacht. Der Konzern hatte sich die kleineren Anbieter Primacom und Pepcom einverleibt. Schwarze Zahlen gibt es zwar noch keine. Die Aktie erwacht dennoch aus ihrer Lethargie.
Tele Columbus wächst rasant. Der Umsatz kletterte im abgelaufenen Jahr um fast ein Drittel auf knapp 279 Millionen Euro. Den um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) steigerte der Anbieter um gut 42 Prozent auf rund 141 Millionen Euro. Am Jahresende zählte Tele Columbus 3,6 Millionen angeschlossene Haushalte nach 1,7 Millionen ein Jahr zuvor. Den Umsatz je Kunde steigerte das Unternehmen im Gesamtjahr um gut sieben Prozent, weil auch durch die Übernahmen der Anteil von Internet- und Bezahlfernsehverträgen stieg. Diese Bereiche sind für das Unternehmen erlösträchtiger als normales Kabelfernsehen. Angaben zum Nettoergebnis und zu weiteren Kennzahlen will das Unternehmen am 15. April mit dem Jahresbericht vorlegen. DER AKTIONÄR erwartet einen Verlust je Aktie von 30 Cent. Kurz vorher will das Management auf einem Kapitalmarkttag Infos über Ausblick und Strategie geben. Im laufenden Jahr liegen bei Umsätzen in Höhe von 476 Millionen Euro mindestens drei Cent Gewinn je Aktie im Rahmen des Möglichen.
Im Januar 2015 hatten die Alteigentümer – also zahlreiche Finanzinvestoren – das Unternehmen an die Börse gebracht. Das Management um Vorstandschef Ronny Verhelst kaufte mit dem frischen Geld daraus und einer weiteren Kapitalerhöhung die beiden Rivalen Primacom und Pepcom sowie weitere kleinere Netze. In den kommenden Monaten gilt es nun, die neunen Einheiten erfolgreich zu integrieren.
Die Aktie erwacht nach Vorlage der Zahlen aus ihrer Lethargie. Neben der soliden fundamentalen Entwicklung dürfte auch die latente Übernahmefantasie der Aktie weitere Impulse geben. Auch wenn der Kabelnetzbetreiber bei der laufenden Branchenkonsolidierung zuletzt sehr aktiv war, gilt er selber als ein möglicher Übernahmekandidat. Im Februar stieg der Telekom- und Internetdienstleister United Internet mit gut 25 Prozent als größter Aktionär ein. Nicht erst seit dieser Meldung gilt Tele Columbus in Finanzkreisen selber als Übernahmekandidat. Dabei werden auch einige US-Finanzinvestoren als potenzieller Käufer genannt. Anleger können daher auf dem aktuellen Niveau einen Fuß in die Tür stellen.
(Mit Material von dpa-AFX)