Der Deal zwischen den Zugbauern Alstom und Siemens wird immer unwahrscheinlicher. Nachdem sich die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager kritisch zu der Fusion geäußert hat, bekommt sie nun Rückendeckung von den nationalen Kartellämtern. Doch auch ohne die Fusion macht sich der Konzern fit für die Zukunft.
Die Zahlen, die Siemens vergangenen Mittwoch vorlegte, waren durchwachsen. Besonders der Einbruch beim operativen Ergebnis der Industriesparten in Höhe von 6 Prozent dürfte den Anlegern Bauchschmerzen bereitet haben. Doch es lief nicht in allen Sparten schlecht. In der schwächelnden Kraftwerksparte Power and Gas war beim operativen Ergebnis zwar ein Minus von 50 Prozent zu verzeichnen, doch die Aufträge stiegen im vergangen Jahr wieder etwas an. Besonders erfreulich ist die Anzahl an Auftragseingängen in der Mobility-Sparte: plus 41 Prozent. Großaufträge aus Kanada und dem Vereinigten Königreich im Umfang von 1,6 bzw. 0,8 Milliarden Euro machten hierbei den Löwenanteil aus.
„Es gibt noch viel zu tun“
Vorstandschef Joe Kaeser erklärte, dass das Auftragsplus „das Vertrauen der Kunden in die Leistungsfähigkeit“ des Konzerns aufzeige. „Es gibt aber noch viel zu tun, um in allen Geschäften führende Margen zu erreichen“, meinte er weiter. Der Konzern steckt mitten im Umbau im Rahmen der „Vision 2020+“. Im Rahmen derer soll den einzelnen Sparten mehr Freiheit gegeben werden. Zudem soll der ganze Konzern auf drei Industriesparten verkleinert werden: Energietechnik, Digital Industries und Intelligente Infrastruktur.
Doch kein Weltmarktführer aus Europa
Teil des Umbaus sollte auch eine Fusion von Siemens mit dem franzöischen Unternehmen Alstom sein. Geplant war, einen Weltmarktführer für die Herstellung von Zügen und Signaltechnik zu formen, um den Konkurrenten aus China die Stirn zu bieten. Doch die EU-Komission um Margrethe Vestager zeigte sich aufgrund der großen Marktmacht der beiden Unternehmen besorgt. Eine Zustimmung gilt als äußerst unwahrscheinlich. Nun haben sich auch nationale Wettbewerbshüter hinter Vestager gestellt. In dieser Woche wird mit einem endgültigen Ja oder Nein seitens der Kommission gerechnet.
An der Seitenlinie abwarten
Der Mega-Umbau im Siemens-Konzern nimmt langsam aber sicher Gestalt an. Konzernchef Kaeser gab sich in einer Rede auf der Hauptversammlung zuversichtlich, mit der Strategie auf dem richtigen Weg zu sein. Auch DER AKTIONÄR ist von der langfristigen Ausrichtung überzeugt. Aktuell gibt es aber kaum Gründe für einen Neueinstieg. Anleger bleiben vorerst an der Seitenlinie.