Die Financial Times (FT) lässt nicht locker: In einem weiteren Artikel hat die Zeitung am Donnerstagnachmittag ihre Vorwürfe gegen Wirecard konkretisiert und die Aktie damit zum dritten Mal innerhalb von neun Tagen dramatisch einbrechen lassen. Nun will der Zahlungsabwickler juristisch gegen das Blatt vorgehen.
„Wir werden gegen die Financial Times rechtlich vorgehen", sagte eine Unternehmenssprecherin der Süddeutschen Zeitung. Dem Vernehmen nach geht es um die Verletzung von Persönlichkeitsrechten von Mitarbeitern, die in den Berichten namentlich genannt wurden.
Wirecard hat darüber hinaus bei der Staatsanwaltschaft München I Anzeige wegen möglicher Kursmanipulation gestellt. Auch die Finanzaufsicht Bafin prüft, ob es sich um eine gezielte Attacke von Spekulanten handelte, und arbeitet dabei mit der Staatsanwaltschaft zusammen. Hinweise auf eine kriminelle Kursmanipulation durch die Konzernspitze gibt es dagegen nicht. „Wir haben keinen ausreichenden Anfangsverdacht, um ein Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche der Wirecard einzuleiten“, hatte der Leitende Oberstaatsanwalt Hans Kornprobst bereits früher am Tag erklärt.
Wirecard bezieht erneut Stellung
In einem weiteren Statement weist Wirecard die Berichterstattung der FT erneut entschieden zurück und bestätigt die Stellungnahme vom vergangenen Montag (4. Februar). „Weder hat unser internes Compliance-Team, das eine entsprechende Untersuchung durchgeführt hat, irgendeine Bestätigung für die erhobenen Vorwürfe gefunden, auch hat die mit einer unabhängigen Untersuchung beauftragte und auf Compliance-Recht spezialisierte Anwaltskanzlei Rajah & Tann keine schlüssigen Feststellungen für ein strafbares Fehlverhalten von Mitarbeitern oder Führungskräften von Wirecard gefunden“, heißt es darin weiter. „Nichts an dem heute veröffentlichten Artikel ist wahr.“
Aktie zum dritten Mal auf Tauchstation
Zuvor hatte die FT ihre Vorwürfe gegen das Unternehmen in einem dritten Artikel weiter konkretisiert und damit erneut heftige Kursturbulenzen ausgelöst. Die Aktie fiel zeitweise um bis zu 19 Prozent, am Nachmittag wurde sie deshalb kurzzeitig vom Xerta-Handel ausgesetzt. Zum Handelsschluss stand ein Minus von 15 Prozent auf 110,75 Euro zu Buche. Seit Bekanntwerden der Vorwürfe am letzten Mittwoch hat die Aktie rund 35 Prozent an Wert verloren. Solange täglich weitere Vorwürfe zu befürchten sind, sollten Anleger die Füße stillhalten.