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Deutsche Börse um FinTech reicher: Smava-IPO | N26 und Smava führen Deutsche Bank, Commerzbank & Co vor

Deutsche Börse um FinTech reicher: Smava-IPO | N26 und Smava führen Deutsche Bank, Commerzbank & Co vor
Foto: Börsenmedien AG
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Börsen. Briefing. 18.02.2019 Börsen. Briefing.

Das Kreditvermittlungsportal Smava will sich für das weitere Wachstum frisches Kapital am Aktienmarkt holen. Das Unternehmen wächst mit durchschnittlich 90 Prozent pro Jahr, vermittelt Kredite im Volumen von über zwei Milliarden Euro. Gemeinsam mit anderen jungen FinTech-Unternehmen wie N26 führt es etablierte Großbanken vor.

"Wir bereiten uns auf einen Börsengang vor", sagte Smava-Geschäftsführer Alexander Artopé am Montag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX in Berlin. "Der Gang an die Börse ist für uns die Möglichkeit, das nächste Kapitel in unserer Wachstumsgeschichte aufzuschlagen." Details wie das Volumen, Zeitpunkt oder das Börsensegment, wo Smava platziert werden soll, konnte er noch nicht nennen. Es seien auch noch keine Banken beauftragt. Es werde aber auf jeden Fall eine Notiz in Deutschland angepeilt.

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Zuletzt hatte sich das 2007 gegründete Fintech-Unternehmen noch Geld bei Investoren außerhalb der Börse gesucht. Die bislang letzte Finanzierungsrunde war im Januar vergangenen Jahres. Damals hatte sich das noch junge Berliner Unternehmen 65 Millionen US-Dollar unter anderem vom Finanzinvestor Vitruvian und dem Risikokapitalgeber Runa Capital gesichert. Angaben zur Gesamtbewertung bei dieser Finanzierungsrunde machte Smava nicht.

Das Portal geht auf jeden Fall mit einem guten Wachstum im Rücken an die Börse. "2018 stieg das Volumen der vermittelten Kredite um 70 Prozent auf mehr als 2 Milliarden Euro. Damit konnten wir seit 2012 jährlich im Durchschnitt um 90 Prozent wachsen", sagte Artopé. "Der Umsatz legte um 75 Prozent auf 70 Millionen Euro zu. Damit sind wir das größte auf die Vermittlung von Ratenkrediten spezialisierte Portal in Deutschland." Angaben zum Gewinn machte er nicht.

Mit dem 2018 erzielten Umsatz ist Smava auf jeden Fall größer als das im Sommer 2018 von Scout24 übernommene Portal Finanzcheck.de. Für dieses legte das im MDax notierte Unternehmen 285 Millionen Euro auf den Tisch und bezahlte damit laut einer Präsentation des Unternehmens das 6,8-Fache des für 2018 erwarteten Umsatzes. Der erwartete Finanzcheck-Umsatz liegt nach Angaben von Scout24 bei 42 Millionen Euro.

Für die traditionellen Banken werden Vergleichsportale immer wichtiger für das Neugeschäft. So wuchs zuletzt nicht nur Smava, sondern auch Konkurrenten wie Check24, Finanzcheck.de, Scout24 oder die ProSiebenSat.1 -Tochter Verivox in diesem Bereich deutlich schneller als der Markt. Nach einer Statistik der Bundesbank stieg das Neugeschäftsvolumen bei den Ratenkrediten in Deutschland im vergangenen Jahr um etwas mehr als drei Prozent auf 106 Milliarden Euro. Auf Smava entfallen damit knapp zwei Prozent des Marktvolumens.

Das Fintech Smava ist für seine Marketingaktionen bekannt. So hatte das Portal zum Beispiel 2017 als erster Anbieter Verbraucherkredite mit negativen Zinsen vermittelt - und auch zum angekündigten Börsengang prescht Artopé mal wieder nach vorne. In den kommenden beiden Wochen können Verbraucher Kredite über 1000 Euro zu einem Negativzins von 10 Prozent aufnehmen - das heißt sie bekommen 1000 Euro ausgezahlt und müssen nur 893,64 Euro zurückzahlen.

Die Angebote, bei denen Verbraucher weniger zurückzahlen müssen als sie an Kredit aufgenommen haben, stehen immer wieder in der Kritik. So bezeichnen sie viele Verbraucherschützer als Lockangebote, bei der Beantragung schwächelten die Portale in der Vergangenheit oft wegen der hohen Nachfrage. Der Smava-Chef tritt dem entgegen. "Wer die Voraussetzungen erfüllt, bekommt den Negativzins-Kredit zu den beworbenen Konditionen ausgezahlt. Seit Marktstart wurden Kredite von über 20 Millionen Euro zu negativen Zinsen vergeben. Vom Negativzins-Kredit haben seit seinem Marktstart schon Tausende Kreditnehmer profitiert."

Er rechtfertigt das Angebot, bei dem Smava Kredite der Bank Solaris vermittelt, zudem damit, dass Verbraucher immer noch viel zu viel an Zinsen zahlen. "Wir wollen mit den Angeboten auch darauf aufmerksam machen, dass viele Verbraucher immer noch viel zu viel für ihren Ratenkredit zahlen und so in der Summe mehrere Milliarden Euro zu viel an Zinsen bezahlen.

Einerseits sind Unternehmen wie Smava und Finanzcheck.de (Scout24) auf etablierte Banken als Kooperationspartner angewiesen. Andererseits lassen sie sich die Vermittlung der Kunden teils teuer bezahlen – ein Geschäft, das ursprünglich ausschließlich den Banken selbst vorbehalten war und für hohe Erträge im Privatkundengeschäft sorgte. Die allein von Smava kolportierten 70 Millionen Euro Umsatz für das vergangene Jahr fehlen somit in den Bilanzen der Banken. Die Fokussierung auf die Nische beschert den Anbietern zudem hohe Wachstumsraten – Zuwächse, von denen Institute wie die Deutsche Bank, Postbank, Commerzbank und Co nicht einmal zu träumen wagen.

Startups wie N26 gehen sogar noch einen Schritt weiter und treten in den direkten Wettbewerb zu etablierten Banken – und sind vor allem bei jungen Kunden erfolgreich. Erst vor wenigen Wochen sorgte die Online-Bank N26 für Furore, als im Zuge einer Finanzierungsrunde eine Bewertung von 2,3 Milliarden Euro zutage trat. Die Bewertung macht (auch) deutlich, wie effizient die neuen Player agieren. Sie erreichen mit einem Bruchteil der Mitarbeiter Bewertungs-Multiple, die Platzhirsche sprichwörtlich alt aussehen lassen. So beträgt der Unternehmenswert auf den einzelnen Mitarbeiter heruntergerechnet bei der Deutschen Bank 160.000 Euro – bei N26 sind es hingegen 4,6 Millionen Euro. Vor wenigen Tagen berichtete der Finanz-Blog Finanz-Szene.de über eine weitere interessante Zahl. Dem Bericht zufolge seien die „Kundenakquise-Kosten brutal niedrig“. Soll heißen: N26 hatte im vorletzten Jahr (neuere Zahlen sind nicht bekannt) nur rund 20 Euro pro Neukunde aufwenden müssen. Bei den großen der Branche sind hingegen 100 Euro Cash-Prämien keine Seltenheit.

Börsengänge wie die von Smava legen die Unterschiede zwischen jungen, wachstumsstarken FinTech-Unternehmen und etablierten Unternehmen der Branche, Banken wie der Deutschen Bank und der Commerzbank, offen. Es wird spannend sein zu sehen, wie die Börse Smava bewerten wird. Legt man die weiter oben genannten Zahlen zu Finanzcheck.de zugrunde, könnte Smava auf einen Börsenwert von einer halben Milliarde Euro kommen.

Mit Material von dpa-AFX

Ein Artikel von Leon Müller, Chief Editor AKTIONÄR Börsen.Briefing. (www.boersenbriefing.de) 

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