Leoni hat heute zur Hauptversammlung nach Nürnberg geladen. Kein Zuckerschlecken für den erst seit September amtierenden Vorstand Aldo Kamper. Die Schwäche der Automobilbranche setzen dem Autozulieferer und Bordnetz-Spezialisten kräftig zu. Die steigenden Verluste belasten auch die finanzielle Lage der Franken. Investoren nehmen Reißaus, Analysten senken den Daumen.
Nach der Gewinnwarnung im März legte Leoni gestern mit einem von tiefroten Zahlen geprägten Quartalsbericht nach. Die Gesellschaft kämpft mit der schwachen Autoindustrie, aber auch mit hausgemachten Problemen. Ein umfangreiches Sparprogramm zeigt bisher kaum Wirkung.
Der Quartalsverlust belastet auch die finanzielle Situation von Leoni: In den ersten Monaten wurden über 300 Millionen Euro Cash verbrannt. Die Nettofinanzverschuldung stieg im ersten Quartal auf über eine Milliarde Euro. Ende 2018 waren es noch 613 Millionen Euro. Ein Teil des Anstiegs ist dabei auf die erstmalige Anwendung von IFRS 16 zurückzuführen.
Insgesamt beträgt die verfügbare Liquidität 740 Millionen Euro. Das das sind rund 260 Millionen Euro weniger als Ende 2018. Davon entfallen 620 Millionen Euro auf freie Kreditlinien, von denen über drei Viertel dem Vernehmen nach fest zugesagt sind. 120 Millionen Euro an Barreserven schlummern zudem in der Firmenkasse.
Die Eigenkapitalquote sank von 31,2 Prozent zum Ende 2018 auf 25,2 Prozent. Doch Vorstand Kamper sieht Licht am Ende des Tunnels: Das Ergebnis und vor allem der Cash-Verbrauch sollen im Jahresverlauf „spürbar“ verbessert werden. Konkrete Zahlen blieb der Firmenlenker dabei schuldig.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Franken schon bald den Kapitalmarkt anzapfen und sich frisches Geld über eine Kapitalerhöhung beschaffen, ist groß. Der Vorstand hat angekündigt, für den anstehenden Refinanzierungsbedarf alle Optionen zu prüfen, um die langfristige Finanzierungsbasis auf sicherere Füße zu stellen.
Die jüngste Kursentwicklung zeigt, was die Investoren von der aktuellen Lage bei Leoni halten. Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund 50 Prozent an Wert verloren. Vom Hoch im Januar 2018 sind es sogar mehr als 75 Prozent. Auch die Kommentare der Analysten sprechen Bände.
Ein Ende der Talfahrt scheint angesichts der nur schwer kalkulierbaren Entwicklung der kommenden Quartale nicht in Sicht – daran wird auch die heutige Hauptversammlung wenig ändern. Daher lautet das Fazit weiter: Finger weg!