Die chinesische Wirtschaft steckt in einer wichtigen Umbruchphase. Das Land will zum globalen Taktgeber bei Innovationen und fortschrittlichen Technologien werden. Dabei steht die Modernisierung der Industrie im Fokus. Daher stehen Unternehmen aus dem Bereich der Automatisierung und Digitalisierung wie KUKA hoch im Kurs – nicht nur in China.
Die Zahl der Käufe nimmt rasant zu. Dass der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea den deutschen Roboter- und Anlagenbauer KUKA übernehmen will, passt gut ins Bild. Die Chinesen haben den Anteilseignern am 18. Mai mit 115 Euro je Aktie ein lukratives Angebot mit einer Prämie von rund 30 Prozent gemacht. Aus Angst vor einem Ausverkauf wichtiger Zukunftstechnologien nach Asien meldeten sich im Anschluss verschiedene Größen aus Politik und Wirtschaft zu Wort.
KUKA-Chef Till Reuter will die Bedenken zerstreuen. „KUKA ist eine deutsche Firma und wir bleiben eine deutsche Firma“, so der Firmenlenker. „Die Daten unserer Kunden bekommt niemand, unabhängig von der Aktionärsstruktur.“ Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat sich zwar für eine EU-Schutzklausel ausgesprochen, um die Abwanderung von Schlüsseltechnologien zu verhindern, er stellte aber klar, dass es keine konkrete Verschärfung des Außenwirtschaftsgesetzes und garantiert kein KUKA-Gesetz geben werde. Noch scheint hier das letzte Wort nicht gesprochen.
Nun wird ein weiterer Interessent ins Rennen geschickt. Händler verwiesen auf einen Artikel in der Online-Ausgabe des Wall Street Journal. In diesem wurde spekuliert, der schweizerische Industriekonzern ABB könnte ein Gegenangebot für KUKA erwägen, wenn die Deutschen damit einverstanden seien. Damit könnte der chinesische Midea-Konzern ausgestochen werden, der für den Roboter- und Anlagenbauer 115 Euro je Anteilsschein bieten will.
Mit Blick auf die ABB-Spekulationen schrieb Analystin Daniela Costa von der Investmentbank Goldman Sachs, dass eine solche Transaktion strategisch sinnvoll wäre und die Markteintrittbarrieren für Anbieter aus den Schwellenländern erhöhen würde. Abgesehen von Gemein- und Verwaltungskosten bei KUKA erscheine das Sparpotenzial im Zuge eines derartigen Deals aber begrenzt. Von KUKA wurden die Spekulationen um ABB nicht kommentiert. Auch der noch immer größte Aktionär, die Voith-Gruppe (25,1 Prozent), äußerte sich nicht.
Wie sollen sich die Aktionäre verhalten? Die Empfehlung des AKTIONÄR lautet weiter, nach dem Verkauf einer Teilposition, den Rest zu halten. Noch spannender ist die Frage: Wo greift der Chinese als nächstes zu. DER AKTIONÄR hat vier potenzielle Übernahmekandidaten herausgefiltert. Mehr dazu in der aktuellen Ausgabe, die hier bequem online heruntergeladen werden kann.
(Mit Material von dpa-AFX)