Googles TPU (Tensor Processing Unit) ist der erste wirkliche Spezialchip für Künstliche Intelligenz (KI). Er verspricht unglaubliche Rechenleistung und ist vielseitig einsetzbar. Auch hinter dem Sieg der Google-Software AlphaGo gegen den chinesischen Ranglistenersten Ke Jie im Brettspiel Go steckt Googles Chip-Neuheit.
Das strategische Brettspiel Go hat viel mehr mögliche Kombinationen als Schach – zu viele, um jede einzelne durchzurechnen. Wie viele Stellungen es gibt, ist genau bekannt: Es sind ungefähr 2 mit 170 Nullen dran! Anders als beim Schachspiel von IBMs Deep Blue gegen den Großmeister Garri Kasparow kann sich AlphaGo daher nicht allein auf Rechenpower stützen.
Die Berechnung erfolgte mithilfe eines lernenden neuronalen Netzes, das mit Millionen von Go-Zügen gefüttert wurde. Auf Grundlage dieser Züge spielte AlphaGo mehr als eine Million Partien gegen sich selbst und entwickelte eigene Zugfolgen und Strategien, die wahrscheinlich zum Sieg führen.
Allgemein gesagt: Das lernende neuronale Netz entwickelt selbstständig Problemlösungen – Lösungen, zu denen Menschen nicht in der Lage sind.
Bisher eigneten sich GPUs (Graphics Processing Unit) am besten für das leistungshungrige Training von neuralen Netzwerken. Das dürfte sich durch den TPU von Google ändern. Der Prozessor ist speziell auf Berechnungen innerhalb der von Google entwickelten KI-Programmbibliothek TensorFlow zugeschnitten. Das macht den TPU schneller und damit energieeffizienter als eine GPU.
Der Google-Chip verbindet erstmals alles, was es für künstliche Intelligenz braucht. Er berechnet Algorithmen in neuronalen Netzen und bewertet die Daten fürs selbstständige Lernen. Das macht den KI-Spezialchip vielseitig einsetzbar: Autonome Autos, Smartphones, Robotik und Augmented Reality sind nur einige große Anwendungsgebiete. Auch beim Sieg gegen den chinesischen Go-Meister war Googles TPU maßgeblich beteiligt.
Verkaufen wird Google seine TPUs jedoch nicht. Der Tech-Gigant wird die Nutzung des Chips ausschließlich in seinem Cloud-Service anbieten.
Neben der Entwickler-Software bringt Google damit auch die Hardware für einen boomenden Markt. Laut IDC dürfte der KI-Markt von rund 12 Milliarden Dollar im Jahr 2017 auf 46 Milliarden Dollar im Jahr 2020 ansteigen. Ein gigantischer Zukunftsmarkt für den Google bestens aufgestellt ist. Mit 20 Übernahmen von KI-Firmen führt Google die Liste der großen Tech-Konzerne an.
Viele der Google-Ventures wie das Autonome Auto oder Augmented-Reality-Brillen aber auch das Suchmaschinengeschäft profitieren von der konzerneigenen KI-Entwicklung. Wer umfangreich in KI-getriebene neue Technologie investieren will, ist mit der Aktie der Google-Mutter Alphabet gut beraten. DER AKTIONÄR setzt das Kursziel auf 1.000 Euro.