Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer hat in den USA einen weiteren wichtigen Prozess um angeblich krebserregende Produkte der Tochter Monsanto verloren. Eine Jury des zuständigen Bundesbezirksgerichts in San Francisco urteilte am Mittwoch, dass Monsanto für Krebsrisiken des Unkrautvernichtungsmittels Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat haftbar ist und dem Kläger Edwin Hardeman Schadenersatz in Gesamthöhe von mehr als 80 Millionen Dollar zahlen muss. Bayer hat bereits angekünndigt, gegen das Urteil Rechtsmittel einzulegen.
In der vergangenen Woche war die Jury bereits im vorentscheidenden ersten Teil des Prozesses einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass Roundup als wesentlicher Faktor für die Lymphdrüsenkrebserkrankung Hardemans einzustufen sei. In der zweiten Runde des Verfahrens ging es um die Haftungsfrage und darum, wie viel Entschädigung dem Kläger zusteht. Die Summe setzt sich zusammen aus 5,3 Millionen Dollar an regulärem Schadenersatz und 75 Millionen an sogenanntem Strafschadenersatz, der im US-Recht zusätzlich verhängt werden kann.
Für Bayer ist der Fall Hardeman hochbrisant, da es sich um einen richtungweisenden "Bellwether Case" handelt. Damit ist im US-Recht eine Art Musterfall in einem Massenverfahren gemeint. Mehrere dieser repräsentativen Fälle sind angesetzt. Sie sollen den Streitparteien helfen, das Ausmaß von Schäden und die Höhe denkbarer Vergleichszahlungen besser abschätzen zu können. Insgesamt sind bei dem zuständigen US-Richter Vince Chhabria mehrere Hundert Klagen von Landwirten, Gärtnern und Verbrauchern gebündelt.
Zuletzt ist die Aktie auf ein neues Mehrjahrestief gefallen. Damit wurde ein neues charttechnisches Verkaufssignal ausgelöst. Allein seit Anfang März hat das Papier, als die Aktie zeitweise über 73 Euro gehandelt wurde, mittlerweile mehr als 23 Prozent verloren. Mehr als 15 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung wurden innerhalb weniger Tage vernichtet. Am heutigen Donnerstag verliert das Papier vorbörslich erneut mehr als drei Prozent. Nach wie vor sind die Risiken für einen Einstieg auf der Long-Seite zu hoch. Anleger bleiben an der Seitenlinie. Allerdings muss man auch die übrigen Sparten von Bayer mit betrachten. Berechnungen auf Basis von Konkurrenz-Bewertungen ergeben hier allein für die Pharmasparte einen Wert von mehr als 50 Milliarden Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)