Mit der Digitalisierung in Deutschland ist es bekanntlich nicht all zu weit her, doch mit der Auktion der 5G-Netze und dem anschließenden Aufbau einer superschnellen Infrastruktur will die Bundesregierung das Ruder herumreißen. Ob die Rechnung aufgeht, steht in den Sternen, denn die Telekombranche ziert sich – aus Angst vor explodierenden Kosten.
Vor fünf Monaten war die Welt zwar auch nicht unbedingt besser, die Preise für die zukünftigen 5G-Netze aber günstiger. Sehr viel günstiger sogar. Angesichts der mit der Lizenzvergabe verbundenen staatlichen Auflagen rechneten Telekom-Manager mit Kosten von bestenfalls zwei bis drei Milliarden Euro.
Die Auflagen sind zwar geblieben, dennoch: Mit dem Last-Minute-Einstieg von United Internet (via 1&1 Drillisch) in die 5G-Akution werden die Karten neu gemischt. Der Internetkonzern hat sich 2,8 Milliarden Euro an frischen Mitteln beschafft, bietet also auf Augenhöhe mit dem etablierten Trio (Deutsche Telekom, Telefónica, Vodafone) mit.
Zieht UI-Chef Ralph Dommermuth seinen Plan zum Aufbau einer eigenen Infrastruktur durch, dürfte schon die Auktion der Frequenzen teurer werden. Ursprünglich hieß es, der Bund rechne aus der Vergabe mit Erlösen von fünf Milliarden Euro. Dieses Ziel könnte unter den neuen Bedingungen tatsächlich realisiert werden.
Die T-Aktie im Bewertungscheck:
Für den Bonner Telekomriesen heißt das, dass die Kosten schon steigen, bevor überhaupt mit dem Aufbau der Infrastruktur begonnen wird. Und der hat es ebenfalls in sich. Telekom-Chef Tim Höttges versprach im Herbst 2018, sein Unternehmen werde bis 2025 99 Prozent der Bevölkerung und 90 Prozent der Fläche mit 5G versorgen.
Was das alles kostet, weiß vermutlich nicht einmal Höttges selbst. Allerdings will der Konzern jedes Jahr 5,5 Milliarden Euro in den Ausbau seiner modernen Netzwerke investieren, summa summarum sind das rund 38 Milliarden Euro von 2019 bis 2025. Die Kosten für die Frequenzen bleiben dabei unberücksichtigt.
Die Frage ist nicht, ob die Bonner die Investitionen stemmen können - das können sie - sondern, inwiefern sie das zukünftige Wachstum beeinflussen. Zuletzt hatte die Telekom besonders im Mobilfunk stark abgeschnitten und die Konkurrenten beim Umsatzwachstum hinter sich gelassen (siehe Grafik).
Die T-Aktie profitierte seit Herbst 2018 von 4 Faktoren:
Fällt einer der Faktoren weg, oder steigt die Unsicherheit in Verbindung mit 5G und den damit einhergehenden Investitionen, könnte sich das Blatt wieder wenden. Zuletzt zeigte sich das Papier verglichen mit dem DAX schwächer und kämpft nun wieder mit der Unterstützung auf Höhe der 200-Tage-Linie.
DER AKTIONÄR hält an der Empfehlung für die T-Aktie mit Kursziel 19,50 Euro vorerst fest. Der Stopp-Loss bietet sich bei 12,50 Euro an.