Seit der Deepwater-Horizon-Katastrophe 2010 war BP unter den großen Energiekonzernen so etwas wie das Sorgenkind. Die Kosten und Strafen von mehr als 60 Milliarden Dollar haben den Konzern schwer belastet. Kaum war dies verdaut, brach der Ölpreis um knapp 70 Prozent ein. Dennoch glückte dem Vorstand die Wende.
Eindrucksvoll wurde dies durch die am Dienstag vorgelegten Zahlen bestätigt. Denn die Briten schlugen mit den Quartalsergebnissen nicht nur die Markterwartungen – kein einziger, der 30 von Bloomberg gefragten Analysten (von denen derzeit zwölf zum Kauf und nur drei zum Verkauf raten) hatte mit einem derart hohen Gewinn gerechnet! So wurde der um Sondereffekte bereinigte Überschuss auf 1,9 Milliarden Dollar verdoppelt. Die BP-Aktie zog daraufhin natürlich kräftig an.
Weiteres Sahnehäubchen für die Aktionäre: Neben der anhaltend hohen Quartalsdividende von 0,10 Dollar pro Anteilschein sieht BP-Chef Bob Dudley den Konzern nun auch wieder finanziell stark genug gerüstet, um wieder eigene Aktien zurückzukaufen.
Starke Management-Leistung
Die BP-Führung hat den Konzern durch gezielte Restrukturierungsmaßnahmen, die Fokussierung auf ergiebige Vorkommen und strikte Kostendisziplin fit gemacht, um auch bei Ölpreisen zwischen 40 und 50 Dollar profitabel zu bleiben. Im weniger von der Höhe des Ölpreises abhängigen Downstream-Geschäft, in dem BP mit zahlreichen Raffinerien und Tankstellen (in Deutschland ist BP unter dem Namen Aral aktiv) sehr stark aufgestellt ist, scheffelt der Konzern ohnehin kontinuierlich satte Gewinne.
Auch die Bilanz konnte in den vergangenen Quartalen kontinuierlich verbessert werden. Das Eigenkapital ist erstmals seit 2015 wieder auf mehr als 100 Milliarden Dollar geklettert, was somit nur noch 20 Milliarden Dollar unter der aktuellen Marktkapitalisierung liegt und die Aktie des hochprofitablen Konzerns zum Schnäppchen macht.
Lukrative Depotbeimischung
Das BP-Management hat es geschafft, den Konzern nach zwei schweren Nackenschlägen (von denen der erste natürlich selbstverschuldet war) wieder auf Kurs zu bringen. Der Konzern ist wieder hochprofitabel, verfügt wieder über eine solide Bilanz und sollte weiterhin in der Lage sein, die Anteilseigner mit einer satten Dividende von 5,9 Prozent zu erfreuen. Favorit im Sektor bleibt für den AKTIONÄR zwar nach wie vor Shell, doch die günstig bewertete BP-Aktie bleibt eine sehr gute Alternative und als Depotbeimischung geeignet. Der Stopp sollte bei 4,30 Euro belassen werden.