Apple verlässt sich bei der Produktion des iPhones seit Jahren auf China als verlängerte Werkbank. In Zeiten von Handelsstreit und Strafzöllen erweist sich die Strategie als gefährlich für die Geschäftsentwicklung. Dabei sind die steigenden Kosten für Apple noch nicht einmal das größte Problem. Bei weitem nicht.
Macht Donald Trump mit seiner Drohung ernst und erhebt auf sämtliche China-Importe Strafzölle von 25 Prozent, verringert sich der Gewinn je Aktie bei Apple um geschätzte 2,95 Dollar. Insgesamt, so Morgan Stanley in einem Worst-Case-Szenario, würde der Gewinnrückgang etwas mehr als 23 Prozent betragen.
Das gilt freilich nur, wenn Apple die Kosten für die Zölle selbst trägt (was der Konzern vermutlich tun würde, um die Kunden nicht zu verprellen).
Die finanziellen Auswirkungen des Handelsstreits auf Apple sind dennoch nur ein Teil der Rechnung. Der Konzern hat nämlich mit einem anderen Problem zu kämpfen, das er nicht selbst lösen kann:
Nationalismus.
Das Phänomen ist bereits seit Beginn des Handelsstreits zwischen Amerikanern und Chinesen bekannt. Je mehr der Druck auf China zunimmt und je abfälliger sich US-Präsident Donald Trump über die Volksrepublik äußert (was er in den letzten 12 Monaten oft getan hat), desto weniger iPhones verkauft Apple in dem Land.
"Es ist mir eine Herzensangelegenheit Unterstützung für chinesische Marken zu zeigen, besonders im Klima des Handelskrieges", zitiert die South China Morning Post den Manager eines chinesischen Solarmodulherstellers. Statt für ein neues iPhone habe er sich deshalb nun für ein P30 des chinesischen Konkurrenten Huawei entschieden.
Der chinesische Telekommunikationsausrüster und Smartphone-Riese wurde letzte Woche auf eine schwarze Liste der USA gesetzt, was die Rhetorik in einem neuen wirtschaftlichen Kalten Krieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt verstärkt.
Im vergangenen Jahr hat Huawei 206 Millionen Smartphones ausgeliefert, davon 105 Millionen auf dem chinesischen Festland. Das entspricht laut IDC einem Marktanteil (in China) von 26,4 Prozent. Im Vergleich dazu lag Apple in der Volksrepublik mit einem Anteil von 9,1 Prozent auf Platz fünf . Im ersten Quartal sank dieser Wert weiter auf sieben Prozent, verglichen mit einem Zugewinn von drei Prozent für Huawei, so Counterpoint.
DER AKTIONÄR meint: Apple sitzt bei den Handelsstreitigkeiten zwischen allen Stühlen und die Sorge der Anleger ist berechtigt. Im Falle eines Worst-Case-Szenarios könnte der iPhone-Konzern mit einer Gewinnwarnung (wie Anfang Januar) zusätzliches Öl ins Feuer kippen. Einigen sich die Handelspartner, ist mit einer schnellen Kurserholung zu rechnen. Es gilt: Gewinne laufen lassen und den Stopp bei 140 Euro beachten.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Apple.