Der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit: Rente mit 40. Morgens in aller Ruhe aufstehen, kein Stress im Büro, keine Geldsorgen. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein, kann aber mit Disziplin und frühzeitiger Planung umgesetzt werden. Und zwar mit dem Prinzip des Frugalismus. In diesem DER AKTIONÄR-Ratgeberartikel werden die Grundidee und zwei Unterkategorien des Frugalismus vorgestellt.
Frugalismus – Was ist das eigentlich?
Frugalismus stammt von dem englischen Wort „frugal“ (dt. „sparsam“). Im Grunde ist das Ziel von sogenannten Frugalisten, so früh wie möglich in Rente gehen zu können bzw. eine finanzielle Unabhängigkeit zu genießen. Das erreichen sie durch eine überdurchschnittliche Sparrate. Disziplin und Verzicht scheinen dabei die „zwei“ Lebensmottos eines Frugalisten zu sein.
Die Sparrate als Grundidee des Frugalismus
Frugalisten streben oft danach, einen hohen Anteil ihres Einkommens zu sparen. Dafür legen sie einen Großteil des Ersparten an, um ihr Vermögen weiter aufzubauen. So investieren Frugalisten unter anderem in Aktien, ETFs, Fonds und auch Immobilien. Ziel ist es, aus den Erträgen ihrer Investitionen oder dem Ersparten ein passives Einkommen zu generieren. Die Sparquote eines Frugalisten beträgt nach den gängigen Definitionen 30-80%.
Zum Vergleich: Der Durchschnitts-Deutsche spart rund 10 Prozent seines Nettoeinkommens.
Mr. Money Mustache – der Vertreter des Frugalismus
Einer der bekanntesten Vertreter des Frugalismus ist Mr. Money Mustache. Der Kanadier Peter Adeney ging bereits mit 30 Jahren in den Ruhestand – davon träumen viele. Um sich seinen Traum zu verwirklichen, sparten seine Frau und er unglaubliche 66% der eigenen Nettogehälter.
Bekannt wurde er durch seinen Blog „Mr. Money Mustache“, auf dem er seit 2011 genauestens über seine Vorgehensweise berichtet.
Die FIRE-Bewegung
Die Ursprünge des Frugalismus liegen in der FIRE-Bewegung, die sich in den 1990er-Jahren in den USA entwickelte. FIRE steht für „Financial Independence, Retire Early“ (dt. „Finanzielle Unabhängigkeit, frühzeitige Rente“).
Entscheidet man sich für ein Leben im Sinne des Frugalismus, muss man zunächst die eigene FIRE-Zahl ermitteln. Das ist die Vermögenssumme, die angehäuft werden muss, um von den Ersparnissen leben zu können. Die FIRE-Zahl berechnet sich folgendermaßen:
(Jährliche Ausgaben) x 25 = FIRE-ZAHL
Grund für den Faktor 25 ist die Tatsache, dass so viel Kapital angespart werden sollte, dass eine jährliche Rendite von vier Prozent genügt, um die laufenden Kosten zu decken.
Ein Beispiel: Der Durchschnitts-Deutsche gibt pro Monat exakt 2.623 Euro aus (Quelle: Statistisches Bundesamt). Auf das Jahr hochgerechnet sind das 31.476 Euro. Wenn man also mit 25 Jahren das Sparen beginnt und mit 40 in Rente will, muss man in den nächsten 15 Jahren 786.900 Euro (31.476 Euro multipliziert mit 25) auf die Seite legen. Das sind 4.371,67 Euro im Monat. Für den Durchschnitts-Deutschen scheint das erst mal unmöglich.
Dennoch gibt es Wege, den Traum zu verwirklichen. Der Durchschnitts-Deutsche sollte seine monatlichen Ausgaben auf 1.500 Euro minimieren und gleichzeitig mit einer Rendite von knapp sieben Prozent am Aktienmarkt anlegen. Die FIRE-Zahl liegt dann bei 450.000 Euro. Die monatliche Sparquote liegt, dank der Rendite des Aktienmarktes, nur noch bei 1.349 Euro.
Die Unterkategorien des Frugalismus
Wie bei vielen anderen Lebensphilosophien entwickelten sich auch beim Frugalismus neue Unterkategorien. Die Unterkategorien basieren zwar in der Grundidee auf der des Frugalismus, haben aber ihre eigenen Regeln und Ziele.
Zum Beispiel die Barista-FIRE-Bewegung. Dabei wird kein vorzeitiger Ruhestand angestrebt, sondern nur noch Teilzeit gearbeitet. Die Einkommenseinbußen werden dabei durch die Kapitalerträge des zuvor angehäuften Vermögens ausgeglichen.
Und dann gibt es noch FIRE-Flex. Frugalisten, die nach dieser Methode handeln, steigen phasenweise aus dem Job aus und wechseln nur für einen gewissen Zeitraum in die Rente. Diese Entwicklung des Frugalismus ist, zumindest in Deutschland, wohl eher schwer umzusetzen. Die Lücken im Lebenslauf lassen die zukünftige Arbeitssuche eventuell schwierig werden.
Fazit
Grundsätzlich kann man sagen, dass Frugalismus kein zwingendes Lebenskonzept mit klaren Regeln ist, sondern nur einen Anreiz geben soll, mehr zu sparen. Jeder Frugalist kann mehr oder weniger sparen und sich seine eigenen Ziele setzen.
Marco Uome von einfach börse fasst die wichtigsten Details des Frugalismus noch einmal im Video zusammen.