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Ratgeber

Wie funktionieren Zinsen?

Auch wenn Zinsen nicht unmittelbar etwas mit Aktien zu tun haben, sollten Anleger geldpolitische Entscheidungen stets im Auge behalten. Denn sie beeinflussen auch den Aktienmarkt. 

Wer bestimmt, wie hoch die Zinsen sind?

Die Höhe der Zinsen bestimmen die Zentralbanken. Hier ein Überblick über die wichtigsten Zentralbanken:
- EZB (Europäische Zentralbank) in der Europäischen Währungsunion
- Fed (Federal Reserve System) in den USA
- BoE (Bank of England) in Großbritannien
- BoJ (Bank of Japan) in Japan

Was sind Leitzinsen?

Leitzinsen sind die Zinssätze, zu denen sich Geschäftsbanken von der Zentralbank Geld leihen oder auch Geld anlegen können.

Die EZB legt im Rahmen ihrer Geldpolitik drei Leitzinsen fest:

1. Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte: Dieser Zinssatz ist der wichtigste Leitzins und wird deshalb häufig als „der“ Leitzins bezeichnet. Zu diesem Zinssatz können sich Geschäftsbanken mit mindestens einwöchiger Laufzeit Zentralbankgeld leihen und sich so finanzieren.

2. Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität: Brauchen die Geschäftsbanken doch mehr Geld, als sie sich über die Hauptrefinanzierung geholt haben, können sie sich kurzfristig (über Nacht) bei der EZB zusätzlich Geld leihen. Diese Flexibilität hat jedoch ihren Preis. Der Zinssatz der Spitzenrefinanzierungsfazilität ist daher in der Regel höher als bei der Hauptfinanzierung.

3. Zinssatz für die Einlagefazilität: Haben sich die Geschäftsbanken zu viel Geld über die Hauptrefinanzierung bei der EZB geliehen, können sie es kurzfristig (über Nacht) zurückgeben. Dafür erhalten sie Zinsen in Höhe der Einlagefazilität. Der Zinssatz ist jedoch geringer als beim Hauptrefinanzierungsgeschäft.

Warum erhöhen/senken Zentralbanken den Zins?

Die Leitzinsen bieten den Zentralbanken ein Instrument, um die Inflation zu bekämpfen. Einerseits können sie die Zinsen erhöhen. Steigende Zinsen führen dazu, dass sich Kredite verteuern und Sparen attraktiver wird. Damit dämpfen sie die Nachfrage nach Gütern, was wiederum die Preise nicht mehr steigen lässt (restriktive Geldpolitik).

Andererseits kann die Zentralbank aber auch die Nachfrage ankurbeln, indem sie die Zinsen senkt. Das passiert in der Regel in wirtschaftlich schwachen Phasen mit niedriger Inflation (lockere oder expansive Geldpolitik).

Welche Auswirkungen haben steigende Zinsen auf den Aktienmarkt?

In der Regel führen Zinsanhebungen kurzfristig zu niedrigeren Aktienkursen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen verteuern steigende Zinsen die Finanzierung der Unternehmen, was die Gewinne drückt. Dadurch sinkt der Wert des Unternehmens. Zum anderen haben zukünftige Gewinne bei höheren Zinsen einen geringeren Gegenwartswert. Das betrifft insbesondere Unternehmen aus der Technologiebranche, die zum Beispiel im Nasdaq 100 gelistet werden. Zudem schichten Investoren bei steigenden Zinsen mehr Geld in weniger risikobehaftete Anlageklassen wie Anleihen um. Weitere Einblicke liefert der einfach boerse-Podcast "Steigende Zinsen und ihre Bedeutung für Aktien" vom 13.01.2022.

Allerdings gilt auch, dass Zinsen meist dann steigen, wenn die Wirtschaft stark wächst. Das kommt den Unternehmen wiederum zugute. Auf mittel- und langfristige Sicht steigen Aktien daher auch bei steigenden Zinsen.

Welche Aktien profitieren von steigenden Zinsen?

Von steigenden Zinsen profitiert allen voran natürlich der Finanzsektor, dessen direkte Einnahmequelle steigt. Zudem profitieren zyklische Werte wie Autobauer oder Rohstofferzeuger indirekt von Zinserhöhungen, weil die Zentralbanken in der Regel nur in wirtschaftlich guten Zeiten die Zinsen erhöhen.

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