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Ratgeber

Was ist ein Börsencrash?

Von einem Börsencrash spricht man, wenn die Aktienkurse in kurzer Zeit drastisch fallen. Als bekanntes Beispiel dient der „Schwarze Montag“ vom 19. Oktober 1987, an dem der Dow Jones an nur einem Tag um 22,6 Prozent nach unten rauschte – so viel wie an keinem anderen Tag. Ein Crash leitet häufig einen Bärenmarkt ein.

Wie kommt es zu einem Börsencrash?

Zu einem Börsencrash kommt es, wenn eine Spekulationsblase platzt. Das läuft nach einem ganz bestimmten Schema ab, wie die Ökonomen Charles P. Kindleberger und Hyman P. Minsk herausgefunden haben:

Spekulationsblase nach Kindleberger/Minsky
Foto: Spekulationsblase
Spekulationsblase

1. Verlagerung: Investoren sind überzeugt, ein besonders vielversprechendes Anlageobjekt gefunden zu haben. Eine gute Story, zum Beispiel von einer bahnbrechenden Technologie wie dem Internet, sorgt für Fantasie.

2. Boom: Das Anlageobjekt erfährt immer mehr Aufmerksamkeit, auch von den Medien, und es entwickelt sich langsam ein Hype. Die Folge: Der Preis steigt. Häufig wird der Boom auch von einer expansiven Geldpolitik der Zentralbank begleitet. Dank niedriger Zinsen ist viel billiges Geld im Umlauf, häufig auch auf Kreditbasis. Denn Anleger leihen sich gern billiges Geld, um es dann in die vermeintlich gewinnbringende Blase zu investieren.

3. Euphorie: Der Preis geht durch die Decke und ist fundamental nicht mehr gerechtfertigt. Anleger haben Angst, etwas zu verpassen (FOMO), und springen auf den Zug mit auf. Das treibt den Preis noch weiter nach oben. Die Gier nach mehr Profit sorgt dafür, dass Risiken ausgeblendet werden. Das Motto lautet: Dieses Mal ist alles anders.

4. Finanzielle Not: Es kommt der Wendepunkt. Die Anleger werden mit einer ernüchternden Information konfrontiert, beispielsweise, dass die Gewinnerwartungen eines Unternehmens viel geringer ausfallen als gedacht. Erste Investoren steigen aus und die Preise beginnen zu fallen. Dadurch geraten andere Anleger, die spät eingestiegen sind und sich noch dazu verschuldet haben, in finanzielle Not.

5. Abscheu: Es bricht eine regelrechte Verkaufspanik aus. Alle wenden sich vom Anlageobjekt ab und stoßen ihre Anteile so schnell wie möglich ab, um nicht noch mehr Verlust zu erleiden. Damit ist die Blase geplatzt.

Welche Börsencrashs gab es?

Der "Schwarze Donnerstag“ 1929: In den „Goldenen Zwanzigern“ boomten in Amerika die Wirtschaft und die Aktienmärkte. Immer mehr Anleger stiegen in der Hoffnung auf das schnelle Geld in Aktien ein. Irgendwann war jedoch der Höhepunkt erreicht und die Kurse stagnierten. Die Angst vor Verlusten setzte eine Verkaufswelle in Gang, die am 24.10.1929 ihren Höhepunkt fand. Dieser Tag ging als „Schwarzer Donnerstag“ in die Geschichte ein. In Deutschland wird er wegen der Zeitverschiebung auch „Schwarzer Freitag“ genannt. Ihm folgte mit der „Großen Depression“ eine Weltwirtschaftskrise.

Der "Schwarze Montag" 1987: Mit Steuersenkungen versuchte der damalige US-Präsident Ronald Reagan die Wirtschaft anzukurbeln. Sein Plan ging auf, führte jedoch auch dazu, dass die USA immer mehr Waren aus dem Ausland nachfragten. Die Folge: Der Dollar wertete ab. Um dem entgegenzuwirken, wurden die Zinsen im Oktober 1987 angehoben – was eine Verkaufswelle lostrat. Verstärkt wurde diese vom computergestützten Sicherheitssystem, das automatische Stop-Loss-Orders erteilte. So verzeichnete der Dow Jones am Montag, den 19. Oktober 1986 mit 22,6 Prozent den größten Tagesverlust der Geschichte.

Dotcom-Blase (2000): In den 1990er-Jahren eroberte das Internet mit der Domain-Endung „.com“ die Welt in Windeseile. Zahlreiche Tech-Firmen gingen an die Börse, um sich das nötige Kapital für ihren Wachstumskurs zu besorgen. Selbst Firmen, die noch nicht einmal Umsätze gemacht hatten. Doch steigende Kurse überzeugten Anleger – bis die Ernüchterung einsetzte. Die Unternehmen blieben weit hinter den hohen Erwartungen zurück. In der Folge brach der Nasdaq 100 um über 80 Prozent ein. Es dauerte 14 Jahre, bis er die Verluste wieder wettmachte.

Die Finanzkrise 2007/2008: Nach der Dotcom-Blase versuchte die Fed, die Wirtschaft mit billigem Geld zu stützen. Das vergünstigte Immobilienkredite und immer mehr Amerikaner erfüllten sich den Traum vom Eigenheim. Hinzu kam, dass die Banken die Bonitätshürden für Darlehen sehr niedrig setzten und Kredite auch an finanzschwache Personen vergaben. Als jedoch die Fed Ende 2006 die Zinsen wieder anhob, konnten sich viele Kreditnehmer die Raten nicht mehr leisten und mussten ihre Häuser verkaufen. Das sorgte dafür, dass die Häuserpreise einbrachen. Für die Banken hatte das schwerwiegende Folgen, schließlich saßen sie auf den faulen Darlehen. Oft waren diese in undurchsichtigen Finanzprodukten versteckt, weshalb das Vertrauen zwischen den Banken schwand und die Finanzströme ins Stocken gerieten. Letztlich musste die amerikanische Großbank Lehman Brothers am 15. September 2008 Insolvenz anmelden. Das löste ein Börsenbeben aus, die Kurse fielen in den Keller und viele Länder glitten in eine Rezession.

Die Insolvenz von Lehman Brohters ist zum Sinnbild für die Weltfinanzkrise 2007/2008 geworden, die sich aus einer Blase auf dem Immobilienmarkt entwickelt hat.
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Die Pleite der US-Bank Lehman Brothers gilt als Höhepunkt der Weltfinanzkrise 2007/2008.

Wie schütze ich mich vor einem Börsencrash?

Es gibt verschiedene Strategien, um sich gegen einen Börsencrash abzusichern.

1. Stop-Loss einrichten: Diese Verkaufsorder wird automatisch ausgeführt, wenn die Aktie einen vorgegebenen Kurswert unterschreitet. Kommt es zu einem unvorhergesehenen Crash, werden die Verluste dadurch begrenzt.

2. Diversifikation über Länder und Branchen: Je mehr Regionen und Branchen in einem Portfolio abgebildet sind, desto besser verteilen Anleger auch ihr Risiko. Zwar kann das den Crash nicht verhindern, jedoch mildert diese Strategie die Auswirkungen ab. Denn wenn es zum Beispiel für Technologiewerte nach unten geht, zeigen sich konservative Basiskonsumwerte oft relativ stabil. Am einfachsten können Anleger ihr Portfolio mit Fonds/ETFs diversifizieren.

3. Diversifikation über Anlageklassen: Neben Aktien können Anleger an der Börse auch in Anleihen, Immobilien (über REITS) und Rohstoffe investieren und so ihr Portfolio weiter diversifizieren. In der Fachsprache nennt sich das Asset Allocation. Vor allem REITS und Anleihen gelten als relativ wertstabile Anlageklassen.

4. Short-Absicherung: Anleger können sich mit Derivaten wie Put-Optionsscheinen oder Short-Knock-out-Zertifikaten gegen fallende Kurse absichern. Steigen die Kurse hingegen weiter, kostet eine solche Absicherung Rendite.

Wie soll ich mich in einem Börsencrash verhalten?

Die wichtigste Regel: Ruhe bewahren und sich nicht von seinen Emotionen leiten lassen oder gar in Panik verfallen. Anleger tun gut daran, an ihrer Anlagestrategie festzuhalten.

Wer sich zuvor Gedanken gemacht hat, wie er sich vor einem Crash schützt, kann seine Verluste begrenzen.

Ansonsten hilft es, einen Schritt zurückzutreten und den Crash im großen Ganzen zu betrachten: Bisher haben sich die Aktienmärkte von jedem Crash erholt. Rückblickend haben sich Crashs sogar als gute Kaufgelegenheit herausgestellt, vor allem für Value-Investoren.

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