FRANKFURT (dpa-AFX) - Nachdem sich die Quartalsberichtssaison der Unternehmen dem Ende entgegen neigt, dürften sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt in der neuen Woche noch mehr den zunehmenden geopolitischen Risiken sowie der konjunkturellen Lage und den Zinsaussichten zuwenden. Vor allem mit Blick auf die Ukraine sind Befürchtungen einer weiteren Eskalation des Konflikts größer geworden, nachdem das Land zum ersten Mal britische Marschflugkörper auf militärische Ziele in Russland abgefeuert und Putin wohl erstmals eine Interkontinentalrakete gegen die Ukraine eingesetzt hatte.
Im Fokus bleibt auch die Wirtschafts- und Handelspolitik der US-Regierung unter dem künftigen Präsidenten Donald Trump. Während an den US-Börsen bereits Optimismus Einzug gehalten hat, herrscht hierzulande mit Blick auf die drohenden Zollschranken der USA bislang eine kursbremsende Skepsis vor. Angesichts dieser Gemengelage rechnen Börsianer mit einer Fortsetzung der jüngsten Marktkonsolidierung.
Aktuell erwarteten viele Experten, dass die Gewinne der US-Unternehmen mit Trumps Politik weiter steigen und damit die hohen Bewertungen im Nachhinein gerechtfertigt würden, sagte Marktanalyst Thomas Altmann von QC Partners. "Dagegen liegen die Bewertungen von Dax
Weberbank-Experte Max Hanisch sieht nach dem Aus der Ampel-Koalition die Chance eines Neustarts der deutschen Konjunktur nach vier Jahren Stillstand. "Eine neue handlungsfähige Regierung könnte große Herausforderungen wie die Energiekrise oder eine Antwort auf die Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten angehen. Sinkende Inflationsraten und steigende Reallöhne sollten den Verbrauchern mehr Zuversicht zum Konsum verleihen. Dringend benötigte Investitionen in die (digitale) Infrastruktur oder Bildung könnten Deutschland wieder auf einen langfristigen Wachstumspfad verhelfen", erwartet Hanisch.
Noch laute der Gemütszustand der hiesigen Wirtschaft aber Tristesse, konstatierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. "Vor diesem trüben Konjunkturhintergrund dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinssenkungen fortsetzen. Die Inflationsdaten deuten im Gegensatz zu den USA auf eine weitere Beruhigung des Inflationsgeschehens hin, sodass mit einer weiteren Zinssenkung um ein viertel Prozentpunkt im Dezember zu rechnen ist", glaubt Kater.
Auch Commerzbank
Aus Konjunktursicht rücken in der neuen Woche frische Inflationsdaten für Deutschland (Donnerstag) und die Eurozone (Freitag) in den Mittelpunkt des Interesses. "Wegen ungünstiger Energiepreis-Basiseffekte dürften die Inflationsraten zumindest bis Jahresende steigen", sagte Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck. Er geht aber davon aus, dass sich der Preisauftrieb im kommenden Jahr wieder entspannt und sich die EZB dadurch nicht von ihrem Zinssenkungskurs abbringen lässt.
Mit dem Ifo-Geschäftsklima (Montag) und dem GfK-Konsumklima (Mittwoch) stehen weitere wichtige deutsche Wirtschaftsdaten auf der Agenda. In der Eurozone kommen Geldmengendaten sowie Zahlen zum Wirtschaftsvertrauen (beide Donnerstag) hinzu. In den USA werden das Verbrauchervertrauen und das Protokoll zur jüngsten Fed-Sitzung (beide Dienstag) veröffentlicht. Ihnen folgen eine aktualisierte Schätzung des Bruttoinlandsprodukts, die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sowie Kerninflationsdaten (jeweils Mittwoch).
Nachrichten aus der Unternehmenswelt werden nur noch vereinzelt erwartet. Am Mittwoch und Donnerstag gibt es mit Aroundtown
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-AFX