BERLIN (dpa-AFX) - Im Untersuchungsausschuss zum Wirecard -Bilanzskandal hat ein Mitarbeiter der Wirtschaftsprüferaufsicht Apas das späte Eingreifen der Behörde in dem Fall gerechtfertigt. Nach einem Telefonat mit den Wirtschaftsprüfern von EY zu den Betrugsvorwürfen habe man den Eindruck gehabt, die Sache werde angegangen, sagte der 48-Jährige am Donnerstag vor dem Bundestags-Ausschuss. Konkrete Anhaltspunkte dafür, dass die Prüfer ihre Berufspflicht verletzten, habe es zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben. Ausschussmitglieder dagegen haben den Eindruck, dass sich EY mit dem Anruf bei der Aufsichtsbehörde habe absichern wollen.
EY segnete jahrelang die Bilanzen des inzwischen insolventen früheren Dax -Konzerns Wirecard ab - und ist mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht genau genug hingeschaut zu haben. Denn Wirecard soll seit 2015 Scheingewinne ausgewiesen haben, im Sommer räumte der Konzern Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro ein. Die Apas steht in dem Fall in der Kritik, weil sie erst im Sommer 2020 ein förmliches Berufaufsichtsverfahren gegen EY einleitete, obwohl sich die Vorwürfe bereits Monate zuvor verhärtet hatten.
"Die Apas scheint eine Zuschauerbehörde zu sein", kritisierte die SPD-Finanzpolitikerin Cansel Kiziltepe. Statt selbst aktiv zu werden, habe sie lediglich geschaut, was die Wirtschaftsprüfer von selbst getan hätten. Inzwischen hat die Prüfbehörde allerdings die Münchner Staatsanwaltschaft eingeschaltet und mehrere Verantwortliche bei EY wegen ihrer Rolle in dem Skandal angezeigt./tam/DP/men
Quelle: dpa-AFX