FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach tiefroten Zahlen im zweiten Quartal dürfte die Commerzbank
Im zweiten Quartal hatten Kosten für Stellenabbau und Filialschließungen die Commerzbank tief in die roten Zahlen gerissen. Hinzu kam eine Abschreibung in Höhe von 200 Millionen Euro für die abgeblasene Auslagerung der Wertpapierabwicklung. Zudem schmälerten Rückstellungen wegen des Urteils des Bundesgerichtshofs (BGH) zum Thema Bankgebühren aus dem April das Ergebnis.
Auf die Frage, ob der für das Gesamtjahr angepeilte Überschuss noch erreichbar sei, antwortete Finanzvorständin Bettina Orlopp Anfang August: "Das schwabbelt ziemlich um die Nulllinie herum, das kann positiv sein, das kann aber auch negativ sein."
Das Geldhaus, das lange an seinem vergleichsweise engmaschigen Filialnetz festgehalten hatte, steuert unter dem seit diesem Januar amtierenden Konzernchef Manfred Knof radikal um. Bis Ende 2024 soll konzernweit die Zahl der Vollzeitstellen von etwa 39 500 auf 32 000 gedrückt werden. Ende Juni des laufenden Jahres zählte das Institut im In- und Ausland insgesamt 38 671 Vollzeitkräfte. Das Filialnetz in Deutschland wird von 790 auf 450 Standorte fast halbiert. 240 Zweigstellen will die Commerzbank noch in diesem Jahr dichtmachen, 2022 soll der Filialabbau im Inland abgeschlossen werden.
Der Konzernumbau kostet die Bank nach jüngsten Angaben 2,06 Milliarden Euro. Der Großteil der Kosten ist bereits in der Bilanz verarbeitet. Die Commerzbank hatte angekündigt, die verbleibenden rund 170 Millionen Euro Umbaukosten überwiegend im zweiten Halbjahr 2021 zu buchen.
Knof hatte bei Vorlage der Halbjahreszahlen klargemacht, es gebe keine Alternative zu dem auf drei Jahre angelegten Konzernumbau. Der Manager betonte zugleich: "Es ist zu früh, hier zufrieden zu sein. Das ist kein Sprint, das ist ein Marathon."
Einen langen Atem braucht auch der deutsche Staat, der seit der Rettung der Commerzbank mit Steuermilliarden in der Finanzkrise 2008/2009 größter Anteilseigner des Instituts ist. Im September sorgte ein "Handelsblatt"-Bericht für Aufsehen, wonach der Finanzinvestor Cerberus sich vorstellen könne, die 15,6 Prozent des Bundes an der Commerzbank zu übernehmen. Gekostet hat das Aktienpaket einst 5,1 Milliarden Euro, nach früheren Angaben der Bundesregierung müsste der Bund je Aktie etwa 26 Euro erzielen, um das Commerzbank-Engagement ohne Verlust zu beenden. Davon ist der Aktienkurs weit entfernt: Zuletzt notierte das Papier bei etwas über 6 Euro./ben/DP/zb
Quelle: dpa-AFX