BERLIN (dpa-AFX) - Im vergangenen Jahr haben sich deutlich weniger Verbraucherinnen und Verbraucher bei Streitigkeiten mit Versicherungen an den Versicherungsombudsmann gewandt. Insgesamt gingen bei der Schlichtungsstelle im Jahr 2022 knapp 11 900 zulässige Beschwerden ein, wie Ombudsmann Wilhelm Schluckebier am Dienstag mitteilte. Das waren demnach rund 15,7 Prozent weniger als noch 2021. Damals hatten Sondereffekte zu einem erhöhten Beschwerdeaufkommen geführt. So waren etwa im Zusammenhang mit Widerspruchsfällen bei Lebensversicherungen kurz vor Jahresende zahlreiche Beschwerden von spezialisierten Anwaltskanzleien eingegangen, um eine Verjährung zu verhindern.
Mit der Entwicklung liege die Schlichtungsstelle im Trend, hieß es weiter. Auch andere Anlaufstellen für Verbraucher verzeichneten im vergangenen Jahr weniger Fälle.
Schluckebier geht davon aus, dass auch die aktuellen geopolitischen Krisen zum Rückgang beigetragen haben. Es lasse sich vermuten, "dass die durch die Coronapandemie bedingten, noch nachwirkenden Restriktionen, der Krieg in der Ukraine mit seinen Auswirkungen auch auf Deutschland und die zunehmende Teuerung die Aufmerksamkeit und Wahrnehmung der Menschen zum Teil ablenkt", schreibt er im aktuellen Jahresbericht. Individuelle Probleme mit einem Versicherer rückten angesichts dieser Probleme "mitunter eher in den Hintergrund".
Die meisten Beschwerden gingen zu Lebens- und Rechtsschutzversicherungen ein. Bei den Lebensversicherungen lag die Erfolgsquote für die Verbraucherinnen und Verbraucher mit Vermittlung des Ombudsmanns bei rund einem Drittel. In allen übrigen Sparten waren knapp die Hälfte der Beschwerden erfolgreich./maa/DP/tih
Quelle: dpa-AFX