FRANKFURT (dpa-AFX) - Erstmals seit rund eineinhalb Jahren sind die Zinsen für Erspartes auf dem Festgeldkonto wieder gesunken. Allerdings ist das Niveau immer noch vergleichsweise hoch, wie aus Daten des Vergleichsportals Verivox hervorgeht. Zugleich können Immobilienkäufer und Hausbauer aufatmen: Baukredite sind nach Angaben des Portals Check24 billiger geworden.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich seit Juli 2022 mit zehn Zinserhöhungen in Folge gegen die hohe Inflation im gemeinsamen Währungsraum gestemmt. Davon profitierten Sparer, für Bauherren wurde es dagegen teurer. Zuletzt legten die Euro-Währungshüter eine Zinspause ein. An diesem Donnerstag steht die nächste geldpolitische Entscheidung der Notenbank an.
Inzwischen ist die Inflation deutlicher gesunken, als von vielen Experten erwartet. "Eine niedrige Inflation könnte die Notenbank veranlassen, ihre Leitzinsen früher als bislang geplant zu senken. Das berücksichtigen die Banken in der Ausgestaltung ihrer Festgeldkonditionen", erläuterte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Wettbewerb für bundesweit tätige Banken ist härter
Zum Stichtag 11. Dezember erhielten Sparer den Verivox-Daten zufolge für 10 000 Euro bei Festgeld mit zwei Jahren Laufzeit im Schnitt 3,35 Prozent Zinsen bei bundesweit aktiven Banken. Anfang November waren es noch 3,39 Prozent. Festgeld, das für fünf Jahre angelegt wurde, wurde demnach noch durchschnittlich mit 3,15 Prozent verzinst nach zuvor 3,21 Prozent.
Die Angebote regional tätiger Sparkassen und Genossenschaftsbanken liegen nach Angaben von Verivox im Schnitt unter denen bundesweit aktiver Banken. "Bei den örtlichen Sparkassen und Genossenschaftsbanken sinken die Zinsen wesentlich schneller und stärker als bei Banken, die ihre Sparprodukte bundesweit anbieten und sich somit einem wesentlich schärferen Wettbewerb ausgesetzt sehen", erklärte Maier.
Beim Tagesgeld beobachtet Verivox bislang noch keinen Rückgang der Durchschnittszinsen, allerdings sei der Anstieg zuletzt fast zum Erliegen gekommen. Bei Banken mit einem bundesweiten Angebot legten die Zinsen in diesem Bereich seit Anfang November demnach minimal um 0,06 Prozentpunkte auf durchschnittlich 1,71 Prozent zu. Bei Sparkassen (0,59 Prozent) und den regionalen Genossenschaftsbanken (0,58 Prozent) erhalten Sparer im Durchschnitt deutlich weniger.
Zinsen für Immobilienkredite gesunken
Immobilienkäufer profitieren dagegen von einem Zinsrückgang. "Banken preisen bereits mögliche Zinssenkungen der Notenbanken im kommenden Jahr ein", sagte Ingo Foitzik, Geschäftsführer Baufinanzierung bei Check24. Die Zinsen der zehnjährigen Bundesanleihe, an denen sich Zinsen für Immobilienkredite orientieren, seien dementsprechend gefallen.
Daten des Vergleichsportals Check24 zufolge liegt der Durchschnittszins für einen Baukredit von 400 000 Euro aktuell bei 3,34 Prozent jährlich (Stichtag: 13. Dezember). Die Zinskosten belaufen sich demnach auf 114 085 Euro bis zum Ende der zehnjährigen Sollzinsbindung bei gleichbleibender Monatsrate. Im Vergleich zu einem Durchschnittszins in Höhe von 4,02 Prozent vom Oktober bedeute das eine Ersparnis von 28 771 Euro Zinskosten.
Änderungen der Zinshöhe betreffen Bauherren, die ein neues Darlehen oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit brauchen. Bei laufenden Hypothekenkrediten ändert sich in der Regel nichts. Auch das Verbraucherportal Biallo.de informiert über Zinsen./mar/ben/DP/zb
Quelle: dpa-AFX