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UNIPER IM FOKUS: Finnischer Großaktionär Fortum bringt sich in Stellung

UNIPER IM FOKUS: Finnischer Großaktionär Fortum bringt sich in Stellung
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07.04.2021 ‧ dpa-Afx

ESSEN (dpa-AFX) - Der Schritt kam überraschend, vor allem weil es in den vergangenen Monaten danach aussah, als sei nach den anfänglichen Unstimmigkeiten ein wenig Ruhe bei Uniper eingekehrt. Doch jetzt hat der finnische Mehrheitseigner Fortum die Führung bei seiner Tochter ganz plötzlich ausgetauscht. Nicht jeder hält diesen Schritt für angemessen. Was bei Uniper los ist, was die Analysten sagen und wie die Aktie auf die neue Aufregung reagiert.

DAS IST LOS BEI UNIPER:

Es wäre nicht das erste Mal, dass es Streitigkeiten zwischen dem Energieversorger Uniper und seinem Großaktionär Fortum gibt. Die Geschichte von Mutter und Tochter begann bereits holprig, Uniper hatte sich lange gegen eine Übernahme gewehrt. Doch dann sah es so aus, als hätten sich die Wogen etwas geglättet. Fortum gehören mittlerweile zwar rund 76 Prozent an Uniper, bisher haben die Finnen allerdings auf einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag inklusive Herausdrängen der Kleinanleger verzichtet.

Erst vergangene Woche kam der nächste Paukenschlag: Überraschend traten der bisherige Konzernchef Andreas Schierenbeck und Finanzchef Sascha Bibert von ihren Posten mit sofortiger Wirkung zurück - in bestem gegenseitigem Einvernehmen, heißt es vonseiten des Konzerns. Stattdessen platziert Fortum nun eigene Leute: Das Ruder übernimmt nun der bisherige Uniper-Aufsichtsratschef und Fortum-Verwaltungsratsmitglied Klaus-Dieter Maubach, neue Finanzchefin wird die Fortum-Managerin Tiina Tuomela. Maubachs Posten als Uniper-Chefkontrolleur übernimmt Fortum-Chef Markus Rauramo.

Den Grund für den Wechsel begründet Fortum so: Der Konzern strebe "eine tiefere Integration der Funktionen und Geschäftsbereiche" bei Uniper an. So könnten gemeinsame Vorteile schneller realisiert werden. Im gleichen Zuge bestätigte Fortum vergangene Woche, bis Ende des Jahres wie vereinbart auf einen Gewinnabführungsvertrag zu verzichten. Bereits vor Monaten hatten Analysten allerdings schon angedeutet, dass klar sei, in welche Richtung die Reise gehe. Nun wird Uniper mit dem Personalwechsel noch enger an den Mutterkonzern gebunden.

Dass es in letzter Zeit Unstimmigkeiten zwischen den beiden Parteien gegeben habe, hatte Uniper zwar zuletzt bei der Vorlage der Jahreszahlen abgestritten. Allerdings hieß es damals, dass sich die beiden Konzerne beim Thema Dividendenpolitik in diesem Jahr noch nicht einig seien. Das hatte bei der Vorlage der Jahreszahlen Fragen aufgeworfen. Der Uniper-Vorstand entgegnete allerdings, es geben keinen Streit, vielmehr sprach das Management von einer "konstruktiven Zusammenarbeit" mit Fortum.

Jetzt sind beide Manager abgetreten, die eben noch die Zahlen für das abgelaufene Corona-Jahr vorgestellt hatten. Mit dem Wechsel werden im Vorstand erneut innerhalb kurzer Zeit Stühle gerückt: Der frühere Thyssenkrupp -Manager Schierenbeck und auch Finanzchef Bibert waren erst seit 2019 im Amt, als mehrere Vorstände im Zuge der Querelen mit Fortum das Handtuch geworfen hatten. Die Frage ist nun, wie es Ende 2021 weitergeht, bis dahin gilt der Verzicht auf einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag. Von Fortum hieß es zuletzt: Was dann kommt, sei noch nicht entschieden.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Auch für Experten kam der Managementwechsel vergangene Woche überraschend. Als "abrupt und unangemessen" bezeichnet die Analystin Deepa Venkateswaran vom US-Analysehaus Bernstein den Schritt. Im Dezember hätten beide Konzern noch ihre gemeinsame Strategie vorgestellt, da habe es vonseiten Fortums noch geheißen, man sei mit der Integration und den Fortschritten inklusive Kooperationsvorteilen zufrieden. Venkateswaran hält es für wahrscheinlich, dass ernsthafte Meinungsverschiedenheiten zu dem abrupten Wechsel geführt hätten. Dabei könnte es möglicherweise um die Veräußerung von Geschäftsbereichen wie Russland oder Unipers Gas-Midstream-Sparte gehen, schreibt die Analystin.

Der finnische Mehrheitsaktionär seit offensichtlich unzufrieden mit der Zusammenarbeit beider Konzerne, kommentiert Sven Diermeier vom Analysehaus Independent Research. Weil Fortum noch auf einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag verzichte, müsse der Mehrheitsaktionär den Weg über das Management gehen, um seine Interessen durchzusetzen. Über kurz oder lang sei ein Squeeze-Out der Minderheitsaktionäre wahrscheinlich.

Nach den jüngsten Entwicklungen sind sich die meisten der zehn seit Anfang März im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten uneinig: Insgesamt vier würden die Aktie weiterhin halten und jeweils drei plädieren entweder für "Kaufen" oder "Verkaufen". Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 28,56 Euro.

DAS MACHT DIE AKTIE: (Stand 6. April, 15.00)

Nachdem der Kurs zusammen mit dem Corona-Crash im Frühjahr 2020 eingebrochen war, hatte die Aktie ihre Verluste zwar bis Juli wieder mehr als wettgemacht, aber das war nicht von Dauer. Im August ging es nach den Quartalszahlen wieder runter. Erst seit Ende des Jahres scheint die Erholung anzuhalten. Auch die Jahreszahlen für das abgelaufene Jahr haben der Aktie weiter Auftrieb gegeben. Nachdem der Managementwechsel vergangene Woche bekannt wurde, überschritt der Kurs zeitweise sogar die Marke von 32 Euro. Damit war das Papier so teuer wie noch nie. Derzeit notiert der Kurs bei 31,32 Euro.

Innerhalb eines Jahres kann das Papier einen Gewinn von mehr als 40 Prozent vorweisen. Seit Jahresbeginn steht immerhin schon ein Plus von mehr als 10 Prozent.

Nach der Trennung von Eon im Jahr 2016 wurde Uniper von einigen als Resterampe bezeichnet. Dann lief es für den Energiekonzern an der Börse aber immer besser: In kurzer Zeit konnte Uniper seinen Wert verdoppeln. Nach etwas mehr als einem Jahr war die Aktie mehr als 24 Euro wert. Damit bringt es Uniper mittlerweile auf einen Börsenwert von mehr als 11 Milliarden Euro./knd/ngu/he

Quelle: dpa-AFX

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