HOLZMINDEN (dpa-AFX) - Gerade erst hatten die Lockerungen in der Corona-Pandemie das Geschäft von Symrise
DAS IST LOS BEI SYMRISE
Im vergangenen Jahr profitierte Symrise von den Fortschritten bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie, in deren Zuge die Regierungen vieler Länder die Zügel lockerten. Sonnencreme und Parfums waren wieder stärker gefragt. Der starke Außer-Haus-Verzehr von Essen trieb auch den Umsatz mit entsprechenden Zusatzstoffen, zum Beispiel für Getränke, an. Und Haustier-Besitzer geben immer mehr für die Ernährung ihrer Liebsten aus. Im Herbst dann hob der Dax
Seither rechnet Symrise für 2021 mit einem Umsatzwachstum aus eigener Kraft um die neun Prozent. Vom Umsatz sollen mehr als 21 Prozent als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) übrig bleiben. Zum Vergleich: 2020 erzielten die Niedersachsen bei einem Umsatz von gut 3,5 Milliarden Euro eine operative Gewinnmarge von 21,1 Prozent.
Symrise steht auf zwei Säulen: In der "Flavor & Nutrition" genannten Sparte produziert der Konzern Geschmacksstoffe für Lebensmittel und Getränke sowie Inhaltsstoffe für Tierfutter. Mit Zusätzen für hochwertige Heimtiernahrung und Probiotika folgen die Niedersachsen hier schon länger wachstumsstarken Trendthemen.
Im Segment "Scent & Care" geht es vornehmlich um Düfte und Zusätze für Körperpflegeprodukte, Kosmetik und Reinigungsmittel. Hier waren es unter anderem Parfums, die das Geschäft zuletzt belebten. Beide Sparten wuchsen in den ersten drei Quartalen 2021 etwa im selben Tempo.
Der Wachstumskurs des Konzerns verantwortet seit nunmehr fast 13 Jahren Heinz-Jürgen Bertram, dessen Vertrag im Dezember bis Ende 2025 verlängert wurde. Er führte den Konzern aus der Weltfinanzkrise und trieb das Wachstum seither beständig voran, auch mit vielen Übernahmen. Investoren schätzen den Manager sehr - der Aktienkurs ist während seiner Amtszeit auf das Dreizehnfache gestiegen.
Das laufende Jahr steht für das Management um Bertram derweil unter anderen Vorzeichen. Zwar dürfte sich die Lage der Pandemie weiter entspannen. Analysten weisen jedoch vermehrt auf die Risiken durch hohe Rohstoffpreise hin. Die waren bereits beim Konkurrenten Givaudan
Damit verbunden ist die Unsicherheit vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs. Zwar sehe Symrise derzeit keine Gefahr für die drei Prozent Umsatz, die es in Russland und der Ukraine erwirtschafte, sagte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage. Auch die beiden russischen Produktionsstätten seien bis dato nicht beeinträchtigt. Sorgen bereite mittelfristig aber das Potenzial steigender Erdgas-Preise, die aus dem Krieg resultieren könnten.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN
Analysten sind mit Blick auf Symrise-Aktien in Summe verhalten optimistisch - von den 17 von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erfassten Experten empfehlen sechs den Kauf. Die große Mehrheit steht der Aktie neutral gegenüber - so auch Analyst Thomas Maul von der DZ Bank, auch wenn er im Geschäft durchaus Potenzial sieht. Symrise sollte im Jahr 2022 in der Lage sein, ein Umsatzwachstum aus eigener Kraft von mehr als sechs Prozent zu generieren, schrieb Maul Ende Januar. Als Wachstumstreiber sieht er die steigende Nachfrage nach natürlichen und funktionalen Inhaltsstoffen für Lebensmittel, Tiernahrung und Kosmetika.
Maul senkte den fairen Wert für die Symrise-Papiere zwar auf 110 Euro, liegt damit aber rund fünf Euro über dem aktuellen Kurs. Das durchschnittliche Kursziel aller Analysten seit den Neun-Monats-Zahlen liegt mit 122 Euro etwas höher.
Insgesamt sei Symrise gut gerüstet mit Blick auf die aktuell hohe Inflation, sagt Maul. "Neben der Weitergabe höherer Rohstoffpreise an die Kunden dürften Synergie-Effekte aus der Zusammenführung der Bereiche Flavor und Nutrition sowie die Ende 2021 angekündigte Akquisition von Giraffe Foods die Profitabilität stützen."
Ein Stück höher veranschlagt die US-Investmentbank Goldman Sachs ihr Kursziel. Die Preismacht von auf Verbraucher bezogenen Spezialchemieunternehmen dürfte im laufenden Jahr den Druck durch die Inflation abschwächen, schrieb Georgina Fraser Anfang Februar in einer europäischen Branchenstudie. Sie hält einen Kurs von 133 Euro in der Zukunft für realistisch.
Der Blick auf die Branche ließ jüngst Analyst Andreas von Arx etwas vorsichtiger werden. Nach den Jahreszahlen des schweizerischen Symrise-Wettbewerbers Givaudan senkte der Baader-Bank-Experte seine Schätzung für das operative Ergebnis, die durchschnittliche Erwartung am Markt hält er für zu hoch. Angesichts der schwachen Profitabilität von Givaudan wende er nun ein ähnliches Szenario für Symrise an und verwies auf höhere Kosten für Transport und Löhne.
DAS MACHT DIE AKTIE
Symrise-Aktionäre haben im laufenden Jahr wenig Grund zur Freude, selbst bevor der Ukraine-Krieg an den Kursen zerrte. Das Papier verlor seit dem Jahreswechsel ein Fünftel an Wert und verzeichnete jüngst den tiefsten Stand seit einem knappen Jahr. Zuletzt kostete es rund 105 Euro.
Ein Blick auf die Historie des Papiers zeigt hingegen eine Erfolgsgeschichte: Symrise startete im Jahr 2006 mit einem Kurs von 17,25 Euro an der Börse. Nach anfänglichen Gewinnen fiel der Kurs dann im Zuge der Weltfinanzkrise 2008/09 auf rund 7 Euro. Seither kennt das Papier im Grunde nur den Weg nach oben.
Kursknicke wie der aktuelle konnten dem langfristigen Aufwärtstrend bislang ebenso wenig anhaben wie der Fall auf bis auf rund 71 Euro zu Beginn der Corona-Krise. Seither ging es wieder deutlich aufwärts bis auf ein Rekordhoch von 127 Euro im August 2021.
Die Symrise-Aktien, die seit der Erweiterung des Dax im September in der ersten Börsenliga gelistet sind, addieren sich auf einen Börsenwert von rund 14 Milliarden Euro. Damit gehört Symrise im Dax zu den eher kleineren Werten. Givaudan kommt auf umgerechnet 33 Milliarden.
Wie es für die Aktie kurzfristig weiter geht, das dürfte wesentlich von dem Verlauf des Ukraine-Kriegs abhängen. Und davon, ob der Vorstand bei der Vorlage der 2021-Zahlen an diesem Dienstag (1. März) neue Impulse gibt./jcf/mis
Quelle: dpa-AFX